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Wissenschaftskommunikation
Wissenschaft kann bei Videos von Laien lernen

Ein Forscherteam hat Wissenschaftsvideos im Internet untersucht. Die Videos von Laien sind dort erfolgreicher als die von Experten.

14.01.2021

Wissenschaftsvideos im Internet boomen, insbesondere seit der Corona-Pandemie. Das größte Publikum erreichen dort jedoch nicht Videos von Experten, sonderen von Laien. Von Wissenschaftlern, Forschungseinrichtungen oder Universitäten produzierte Videos werden kaum wahrgenommen. Für mehr Reichweite müssen die Experten daher von den Laien lernen. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam der Universität Trier.

Die Medienwissenschaftler haben für eine Studie 400 deutschsprachige Wissenschaftsvideos auf YouTube ausgewertet, darunter 214 von Nicht-Wissenschaftlern. Unter den 50 beliebtesten Videos fand sich in der Analyse keines, das Wissenschaftler oder Forschungseinrichtungen produziert hatten. Bei den Aufrufen hinkten die Expertenvideos deutlich hinterher: Während populäre Laienvideos innerhalb kurzer Zeit hunderttausendfach geklickt wurden, erreichten die Videos von Wissenschaftseinrichtungen solche Zahlen selbst nach Jahren nicht.

Dieser Erfolg beruhe darauf, dass Laien die interaktiven und kommunikativen Optionen von YouTube voll ausschöpften. Sie riefen anders als Wissenschaftseinrichtungen in ihren Videos zur Partizipation auf und generierten mithilfe der Plattform soziale Netzwerke.

Videoformat entscheidet über Erfolg

Entscheidend für die Reichweite sei auch die Wahl des Videotyps. Die mit Abstand höchsten Aufrufzahlen (140.000) erreichten in der Studie Präsentations- und Animationsvideos. Erklärvideos und Expertenvideos, in denen oft eine Forscherpersönlichkeit im Zentrum stehe und die überwiegend von Kommunikatoren aus der Wissenschaft verwendet würden, kämen im Schnitt auf 25.000 beziehungsweise 4.000 Aufrufe.

Generell seien Videos eher geeignet, Faktenwissen zu vermitteln als tieferes Strukturwissen. Insgesamt würden dabei jedoch Erklär- und Animationsvideo erfolgreicher Wissen vermitteln als Experten- und Präsentationsvideos.

"Im Internet ist ein neuer und reichweitenstarker Kommunikationsraum mit neuen Akteuren für Wissenschaftsthemen entstanden", sagte Studienleiter Professor Hans-Jürgen Bucher. Dort stünden Wissenschaftler in Konkurrenz mit nicht-wissenschaftlichen Kommunikatoren. "Die etablierten Forschungseinrichtungen können ihren publizistischen Rückstand nur aufholen, wenn sie sich auf die Medienlogik von YouTube einstellen und beispielsweise auch auf  typische YouTube-Formate wie Animationsfilm und Präsentationsfilm setzen."

ckr