Wissenschaftler feiern Dollar-Investitionen auf Glühbirnen-Trampolin (Illustration)
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Vereinigte Staaten von Amerika
US-Förderer erleichtern Bewerbung um Drittmittel

Forschungsförderer in den USA wollen den Bewerbungsaufwand reduzieren. Sie versuchen es mit weniger Bürokratie.

28.05.2022

Der Bewerbungsprozess um Drittmittel für die Forschung ist zum Leidwesen vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehr bürokratisch. Beschwerden über die zeitaufwendigen und wenig aussichtsreichen Bewerbungen hört man nicht nur in Deutschland, wie etwa durch die Junge Akademie. Zwei Förderorganisationen aus den Vereinigten Staaten von Amerika wollen einen anderen Weg gehen und reduzieren den Bewerbungsaufwand, wie das Onlinemagazin "Times Higher Education" (THE) berichtete. Eine Förderinitiative möchte sogar ganz ohne Auswahlgremien auskommen.

Im Rahmen des ersten Förderprogramms mit dem Titel "Mira" (Maximising Investigators' Research Award) vergibt das National Institute of General Medical Sciences der National Institutes of Health (NIH) seit 2015 zeitlich länger laufende Drittmittel an Forschende und ihre Labore. Im Unterschied zu anderen Programmen seien die Fördersummen bei Mira etwas niedriger. Das Programm sei flexibler und hätte geringere administrative Hürden. Der oder die Geförderte sei durch das Programm nicht auf eine Forschungsrichtung festgelegt, sondern könne neuen Ideen und Gelegenheiten folgen. Die Flexibilität spiegele sich im Bewerbungsprozess, bei dem es laut Webseite des NIH weniger um die Details der geplanten Versuche oder um spezifische Ziele gehe und mehr um die allgemeinen Forschungsfragen. Die Möglichkeit, die Förderung zu verlängern, würde abrupte Unterbrechungen vermeiden. Die genaue Höhe der Fördersumme werde individuell für jedes Projekt berechnet, Bewerberinnen und Bewerber könnten allerdings keine Jahresfördersummen von über 750.000 Dollar beantragen.

In Studien, über die "THE" berichtet, sei gezeigt worden, dass Mira-Stipendien deutlich öfter verlängert werden, als andere NIH-Förderungen. Die längere Förderdauer würde außerdem bewirken, dass Forschende weniger Zeit damit verbrächten, neue Drittmittel einzuwerben, was den Bewerbungsaufwand reduziert.

Förderung ohne Auswahlgremium

Einen anderen Ansatz bei der Drittmittelvergabe verfolgt die Initiative des "Hypothesis Fund": Bei diesem gemeinnützigen Fonds soll eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Scouts innovative Forschungsvorhaben finden, die durch die Raster anderer Förderer fallen würden, weil sie zu risikoreich sind oder vorläufige Daten fehlen. Wie das Magazin "Science" Mitte Mai anlässlich der Gründung des Funds berichtete, hat David Sanford, der frühere Stabschef beim Karrierenetzwerk LinkedIn, die Organisation gegründet. Finanziert wird der Fonds durch private Investoren, wie etwa den Gründer von LinkedIn, Reid Hoffman. Laut Bericht sind siebzehn Scouts bereits ausgewählt und mit 300.000 Dollar ausgestattet worden, um sie an selbstentdeckte Forschende zu vergeben. So soll es in den nächsten zwei Jahren 100 Forschenden ermöglicht werden, ihre Forschungsideen im Bereich Gesundheit und Klimaforschung umzusetzen, ohne sich selbst bewerben zu müssen.

Die Initiative des "Hypothesis Fund" ähnelt in gewissen Aspekten dem Henriette Herz-Scouting-Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung. Allerdings suchen die Scouts hierbei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Ausland, um sie zu einem gemeinsamen Forschungsvorhaben an die eigene Einrichtung zu holen. Die Stipendiaten des "Hypothesis Fund" sind bei der Durchführung ihrer Forschungsprojekte nicht an die Scouts oder ihre jeweiligen Institutionen gebunden.

Beide US-Initiativen vergeben nur einen kleinen Anteil der gesamten Summe, die in den Vereinigten Staaten jährlich für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird – sowohl durch staatliche als auch privatwirtschaftliche Förderer. Die National Institutes of Health (NIH), die der US-Gesundheitsbehörde unterstehen, sind der größte Forschungsgeldgeber der Welt. 2021 haben sie fast 43 Milliarden US-Dollar in die Forschung investiert. Mehr als 56.000 neue und verlängerte Anträge seien gefördert worden, wie die NIH auf ihrer Webseite informieren. Allerdings gehen nur 1,3 Milliarden US-Dollar dieses Budgets in die Mira-Förderung ein. Laut dem Leiter der Abteilung für Externe Fördermittel, Dr. Michael Lauer, werde die Summe allerdings künftig erhöht. Genauere Angaben darüber, wann und um wieviel die Anteile gesteigert werden, machte Lauer gegenüber "THE" nicht.

cpy