Scrabble Buchstaben sind zum Wort "Kauderwelsch" gelegt.
picture alliance / ZB | Sascha Steinach

Wissenschaftliche Publikationen
Verständliche Quellen werden häufiger zitiert

Wenn Forschende in ihren Publikationen klarer schreiben werden sie öfter als Referenzen verwendet. Dies zeigt eine neue Studie.

11.05.2021

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die einen bleibenden Eindruck in ihrem Forschungsfeld hinterlassen und ihre Kenntnisse vielleicht auch gesamtgesellschaftlich anbringen möchten, müssen verständlich kommunizieren. Tun sie es nicht, so sinkt ihre Reichweite, auch weil sie weniger häufig als Quellen angeführt werden, wie Forschenden der University of Arizona nun in einer Studie zeigten.

In der Befragung haben eine großer Mehrzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Fach Marketing angegeben (87 Prozent), manchmal bis sehr oft Probleme zu haben Publikationen von Forschenden des gleichen Fachs zu verstehen. Wissenschaftliche Publikationen seien oft schwierig zu lesen. Das liege im "Fluch des Wissens" begründet, wie die Autorinnen und Autoren der Studie schreiben. Damit meinen sie die Tendenz von Forscherinnen und Forschern nicht zu erkennen, wenn Texte zu abstrakt sind, Fachausdrücke enthalten und im passiven Stil geschrieben sind.

Die Studie begründet diese stilistischen Aspekte mit unterschiedlichen Motivationen der Schreibenden: Wissen in Kombination mit dem Wunsch kompetent zu wirken, führe zu einem Schreibstil voller Fachausdrücke. Das Bemühen objektiv und allgemeingültig zu klingen, verleite zum passivischen Schreiben. Die Ziele, einen theoretischen Betrag zu leisten und Längenbeschränkungen einzuhalten, begünstigten einen abstrakten, verkürzenden Stil. Die Folge von allen drei Aspekten sei, dass das Geschriebene weniger klar wirke und die betroffenen wissenschaftlichen Texte in der Folge weniger zitiert würden.

Für die Studie wurden 1.640 wirtschaftswissenschaftliche Artikel, die zwischen 2000 und 2010 erschienen sind, analysiert und bewertet nach Abstraktheit, Fachausdrücken und passivem Schreibstil. Die Ergebnisse wurden mit der Anzahl der Zitierungen der Artikel bei "Google Scholar" und "Web of Science" verglichen. Der Vergleich zeige, dass Artikel, die in einer konkreteren, aktiven Sprache mit Alltagswörtern verfasst wurden, mehr Zitationen aufwiesen. Die Vorstellung, dass komplizierte Texte Leserinnen und Leser beeindruckten, weisen die Studienautorinnen und Studienautorinnen damit zurück.

Wie der Schreibstil verbessert werden kann

In ihrem Anhang enthält die Studie Vorschläge für einen klaren wissenschaftlichen Schreibstil: Rückmeldungen von anderen, die mit der eigenen Forschung nicht vertraut seien, seien besonders wertvoll zur Einschätzung, ob ein Text verständlich ist. Außerdem empfehlenswert sei Feedback von einer Webseite. Die Studienautorinnen und Studienautoren haben eine eigene Webseite programmiert, die die Klarheit von englischsprachigen Texten beurteilt, den "Writing Clarity Calculator". Mittels Bots werde ein eingefügter Text analysiert nach Konkretheit, Anzahl der verwendeten Beispiele und die Anzahl der passiven Sätze.

Der "Writing Clarity Calculator" fasst seine Beurteilungen in den einzelnen Aspekten zu einem Klarheitsscore zusammen. Sowohl die Studie als auch die Webseite liefern Verbesserungsvorschläge: gegen einen zu abstrakten Stil würden Beispiele und Analogien helfen, Fachausdrücke sollten unbedingt erklärt, wenn nicht sogar durch alltagssprachliche Alternativen ersetzt werden und der passive Sprachstil solle durch verbale Umschreibungen umgewandelt werden. Dann gebe der "Writing Clarity Calculator" grünes Licht für klare Publikationen.

cpy