Das Foto zeigt Studienanfänger an der Universität Leipzig.
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OECD
Herkunft entscheidet über Chancen in der Schule

Kinder von Nichtakademikern sind an den Unis selten. Schon in frühen Jahren zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Chancen auf Bildung.

23.10.2018

Die soziale Herkunft bestimmt in Deutschland in stärkerem Maß über den Schulerfolg als in vielen anderen Ländern. Die Kinder von Eltern mit hohen Abschlüssen erreichen auch deutlich häufiger selbst akademische Zeugnisse als Kinder von Eltern mit geringeren Abschlüssen. Ein neuer Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt die soziale Ungleichheit bei der Bildung.

Demnach erreichen nur knapp 15 Prozent der Erwachsenen mit Eltern ohne Abitur in Deutschland ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Im Durchschnitt der meisten OECD-Länder seien es immerhin 21 Prozent. In Neuseeland schließen laut OECD rund 39 Prozent dieser Menschen ein Studium ab, in Finnland 34 Prozent - in Tschechien dagegen nur 3,6 Prozent. Fast jeder vierte schaffe in Deutschland allerdings einen höheren Bildungsabschluss als die Eltern. Im OECD-Durchschnitt seien das mit 41 Prozent deutlich mehr, in Korea sogar 57 Prozent, in Finnland 55 Prozent.

Der Studie zufolge kommt es schon in der Schule oft nicht zu einer Durchmischung von benachteiligten und weniger benachteiligten jungen Leuten. So zeigt der Bericht, dass 46 Prozent der Schüler mit sozialer und ökonomischer Benachteiligung Schulen besuchen, die viele benachteiligte Schüler versammeln. Im OECD-Schnitt sind es allerdings sogar noch etwas mehr (48 Prozent), etwa in Finnland sind es hingegen nur 40 Prozent. Und diese Durchmischung mache oft den Unterschied: Laut den OECD-Experten erreichen benachteiligte Schüler in nicht benachteiligten Schulen deutlich bessere Leistungen.

Ob beim Lesen, in Mathematik oder den Naturwissenschaften - bei den Leistungen sieht man laut OECD in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen in Deutschland, was die Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status anbelangt. Zwar erklären die Bildungsexperten der Organisation etwa bei den Naturwissenschaften immer noch 16 Prozent der Unterschiede der Schülerleistungen mit dem sozialen Hintergrund (Stand 2015). Knapp zehn Jahre zuvor waren es aber noch 4 Prozentpunkte mehr.

Auch in früheren OECD-Publikationen zeigten sich positive Trends. Seit gut zehn Jahren sei der Anteil der Unter-Drei-Jährigen, die eine Kita oder einen Kindergarten besuchten, um 20 Prozentpunkte gestiegen. In kaum einem anderen Land sei der Anteil sozialschwacher Schüler mit soliden Leistungen so deutlich gewachsen wie in Deutschland - von 25,2 im Jahr 2006 auf 32,3 Prozent 2015. Der Großteil der jungen Erwachsenen hat Abitur oder einen Berufsabschluss.

dpa