Pressefoto zur Serie "Irgendwas mit Medien" - links Lennart, rechts Simon mit Requisiten.
MDR/UFA/Sascha Hoecker

Rezension
Lennart studiert "irgendwas mit Medien"

Mitte April startet eine neue Serie in der ARD-Mediathek. Sie begleitet einen Studenten während seines ersten Semesters an der Bauhaus-Uni Weimar.

Von Charlotte Pardey 10.04.2023

Wer kann sich an seinen ersten Tag an der Uni erinnern? Wer an die peinlichen Fettnäpfchen, in die man als Erstsemester an einem neuen Ort tritt? Für die Macher der aktuellen Serie "Irgendwas mit Medien" vom Mitteldeutschen Rundfunk (mdr) sind diese Erinnerungen noch nicht lange her, dementsprechend portraitieren sie das erste Semester von Student Lennart an der Bauhaus-Universität in Weimar auch sehr unmittelbar und ohne große Ausflüge in die Lehr- und Forschungsrealität der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Schöpfer der Serie, Mirko Muhshoff und Jano Kaltenbach, sind nicht nur die Regisseure und Autoren der Serie, sondern stehen auch selbst vor der Kamera: Muhshoff spielt Lennart, Kaltenbach gibt den Langzeitstudenten Simon, mit dem Lennart immer wieder aneinander gerät. Die Idee für die Serie entwickelten sie schon 2016 während ihres eigenen Studiums der Medienkunst an der Bauhaus-Universität.

Die Macher haben das Format der Mockumentary gewählt: Der fiktive Lennart wird von der wackeligen Kamera eines Medienstudenten begleitet. Lennart spricht über diese Kamera mit den Zuschauerinnen und Zuschauern und liefert Einblicke in seine naiv-übereifrige Gedankenwelt. So entsteht ein ironischer Blick auf ihn, den Überflieger aus der Provinz, der unbedingt brillieren will, an der Hochschule aber plötzlich zu einem von vielen wird. Am Gymnasium noch mit der Urkunde für die meisten Urkunden ausgezeichnet, muss er feststellen, dass er sein übereifriges Ziel, im Studiengang "Medienkunst" Semesterbester zu werden, erstmal verschieben muss.

Von einem universitären Fettnäpfchen zum nächsten

Viele Aspekte des Hochschullebens werden zwar überspitzt, aber dennoch wiedererkennbar gezeigt, nebst aktueller Herausforderungen: Lennart traut sich zunächst wegen der Corona-Pandemie nicht auf Studentenpartys, geht dann aber doch, um seiner Freundin Inga zu imponieren. Prompt findet er auf der Toilette ein positives Testergebnis. Dieses stammt allerdings nicht, wie er glaubt, von einem Corona-Schnelltest.

Immer wieder wirkt Lennart naiv. So ist er an das politische Bewusstsein seiner Mitstudierenden nicht gewöhnt und stolpert mehrfach über die Grenzen der Political Correctness. So hält er es für unproblematisch und kein "black facing", dass er sich für ein Fotoprojekt mit Schminke schwarze Haut malt. Auch mit dem Thema Inklusion tut sich Lennart schwer.

Trotz aller Ironie und allem Humor ist es etwas unangenehm, Lennart dabei zuzusehen, wie er immer wieder aneckt, und man hofft, dass er etwas vorsichtiger wird und das ein oder andere Fettnäpfchen auslässt. Die Regisseure aber wollten, wie sie im Gespräch mit dem mdr sagen, genau diesen Übergang zeigen – "Sprung (oder Stolpern) in das 'Erwachsenenleben'". Das ist es auch, was Lennart und Simon wirklich gemeinsam haben, obwohl sie zehn Studiensemester trennen: Beide scheinen noch nicht so recht zu wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten. Sie zeigen der jungen Zielgruppe der Serie, dass diese Unsicherheiten in gewissem Maße normal sind.

Wie die Lehrenden in der Serie wegkommen

Demgegenüber werden die Professoren als im Leben und an der Hochschule angekommen, aber mitunter nicht weniger skurril dargestellt. Zahlenmäßig nach Geschlechtern in etwa ausgeglichen, fallen besonders die männlichen Lehrenden durch Selbstverliebtheit auf. Der Professor für Experimentelle Textilarbeit Maulhardt (gespielt von Dominique Horwitz) ist einerseits schikanös gegenüber seinen Studierenden und andererseits lobt er sich selbst immer noch für ein in den 1980er Jahren entworfenes Design ohne Hinweis auf aktuellere Werke oder seine Forschung. Thilo, Dozent für Künstlerische Strategien (Valentin Emil Lubberger), zeichnet sich hauptsächlich dadurch aus, dass er mit den Studierenden freundschaftliche Beziehungen unterhält. Dabei ist er aber sehr wankelmütig in seiner Aufmerksamkeit, die er schenkt und kommentarlos wieder entzieht. Die Professorinnen wirken fachlich genauer und politisch bewusster, bleiben allerdings als Seriencharaktere blass. Zu wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Postdoktoranden scheint Lennart keinen Kontakt zu haben: Er kriegt noch nicht alles mit, was an der Hochschule passiert.

Wer von der Serie eine komplette Darstellung des Mikrokosmos Hochschule erwartet, kommt bei "Irgendwas mit Medien" nicht auf seine Kosten. Wer über einen etwas unbeholfenen Erstsemester und überzeichnete Lehrende schmunzeln möchte oder die Erinnerung an das eigene schwere erste Semester auffrischen möchte, wird allerdings gut unterhalten.

Die Serie mit acht Folgen von etwa 25 Minuten Länge ist ab dem 14. April in der ARD-Mediathek verfügbar.