Ein Hörsaal ist von oben zu sehen. Er ist voll besetzt mit Studierenden.
Mikael Kristenson/Unsplash

Demografischer Wandel
Neue Strategien für stagnierende Studierenden-Zahlen

Der Wissenschaftsrat empfiehlt, neue Zielgruppen zu erschließen. Auch die Qualität der Lehre sollte verbessert werden.

30.01.2024

Der Wissenschaftsrat (WR) veröffentliche gestern seinen jährlichen Bericht zu aktuellen Tendenzen im Wissenschaftssystem. Ein Thema dabei: der demografische Wandel, der laut Prognosen dazu führen wird, dass die Zahl der Studierenden mittel-und langfristig stagnieren wird. Dabei werden in manchen Regionen, vor allem ländlichen weniger studieren und in anderen, großstädtischen, sogar mehr. Der Vorsitzende des WR Wolfgang Wick fordert daher Strategien damit umzugehen. Sein Vorschlag: neue Zielgruppen erschließen und die Qualität der Abschlüsse steigern. 

"Die Hochschulen bekommen die Chance, Fehlentwicklungen der Wachstumsperiode zu korrigieren, die Qualität der Lehre zu verbessern, den Anteil erfolgreicher Abschlüsse zu steigern und die Digitalisierung voranzutreiben", so Wick. Hierfür bräuchten sie aber auch die Unterstützung der Politik, die laut ihm mehr auf die Qualität als auf die Einschreibungszahlen achten sollte. Schließlich könne sie so mehr und besser qualifizierte Absolventinnen und Absolventen für den vom Fachkräftemangel geplagten Arbeitsmarkt ausbilden. "Eine Hochschule, die weniger Studierende aufnimmt und diese dafür besser betreut, muss belohnt und nicht durch Stellenabbau bestraft werden", erklärt der WR-Vorsitzende. Er plädiert dafür, nicht ausgelastete Studienangebote in den jeweiligen Regionen abzubauen, zusammenzulegen oder durch attraktivere Angebote zu ersetzen. 

"Eine Hochschule, die weniger Studierende aufnimmt und diese dafür besser betreut, muss belohnt und nicht durch Stellenabbau bestraft werden."
Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Wick

Neue Zielgruppen erschließen, auch aus dem Ausland 

Beim zweiten Vorschlag, der aus dem Bericht des WR hervorgeht, orientiert sich Wick an den privaten Hochschulen, deren Wachstumskonzept darauf setzt, neue Zielgruppen zu erschließen. Dabei könnten beispielsweise neue Studienformate Berufstätigen, Eltern und beruflich Ausgebildeten ein Studium ermöglichen. Doch Wick betont auch, dass das Hochschulsystem weiterhin ein breites fachliches Spektrum bieten sollte, um für die Aufgaben der Zukunft gerüstet zu sein. "Wir dürfen nicht aufgrund von Nachfrageschwankungen Fächer und Institute kaputtsparen, die wir später nur langwierig und mit hohen Kosten wiederaufbauen müssen", warnt er. 

Eine wichtige Rolle bei der Thematik spielen zudem Studierende aus dem Ausland. Hierbei könnten sich, so der Bericht des WRs, die Hochschulen auf die Länder konzentrieren, die nach bisherigen Erfahrungen besonders große Chancen für langfristigen Fachkräfteaufbau böten. Das hieße beispielsweise, dass Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Studium in Deutschland blieben oder sich für Fächer interessierten, in denen der Bedarf in Deutschland besonders hoch sei, wie etwa im MINT-Bereich. Dabei merkt der VR-Vorsitzende Wick an, dass die Hochschulen sich nicht allein am Arbeitsmarkt orientieren sollten. Internationale Studierende, die ins Ausland zurückkehren, seien wichtig für die Entwicklung ihrer Heimatländer und für die internationale Vernetzung Deutschlands.

kfi/cva