Studierende bei Prüfung in Kölner Messe-Halle
picture alliance/dpa | Federico Gambarini

Lehramtsstudium
Verlust von Abschlussarbeiten führt zu Online-Petition

In Bayern werden erneut Lehramtsprüfungen vermisst. Die Konsequenzen treffen die Studierenden. Sie fordern Besserungen im Verfahren.

09.09.2020

Ein Student aus Bayern hat eine Petition für bessere Verfahrensabläufe in der Examensprüfung im Lehramtsstudium gestartet. "Examensverluste stoppen! Prüfungen dürfen nicht länger verloren gehen!" ist die Reaktion darauf, dass in Bayern erneut Abschlussprüfungen abhandengekommen sind. Mindestens 18 Studierende hatten nach bisherigen Informationen daraufhin die Wahl zwischen der Note sechs und einer Wiederholung der Prüfung. 

Das bayerische Staatsministerium begründete die Vorfälle gegenüber der "Passauer Neuen Presse" wie folgt: Am Prüfungs- und Korrekturprozess seien viele Personen beteiligt, deswegen könnten Fehler und Verluste nie ganz ausgeschlossen werden – obwohl dies natürlich die absolute Ausnahme darstellte.

Die Studierenden wollen sich damit nicht abfinden. "Seit Jahren wird in unprofessioneller und skandalöser Weise durch Examensverluste jungen Menschen die Zukunft verbaut. Das Kultusministerium wird seiner Vorbildfunktion nicht gerecht, da es nichts Effektives dafür tut, diesen Fehler im System und die entstehenden Ungerechtigkeiten zu beheben", schreibt Initiator und Noch-Lehramtsstudent Florian Schwing zu seiner Petition, die nach aktuellem Stand knapp 3.500 Personen unterstützen. "Prüflinge, die keinerlei Schuld an dieser skandalösen Misere trifft, haben gravierende Nachteile, die nicht mehr ausgeglichen werden können".

Digitalisierung und Transparenz gefordert

Durch die Corona-Pandemie haben die Studierenden einen Vorteil: Sie können ihre Referendariat auch starten, wenn ihnen noch eine Abschlussprüfung fehlt. Läuft die Wiederholung erfolgreich, können sie problemlos weitermachen. Sollten sie durchfallen, würden sie jedoch zum Monatsende gekündigt werden können.

Im Namen aller betroffenen Studierenden, die sich laut Schwing aus Sorge vor Nachteilen für ihre spätere Tätigkeit im Öffentlichen Dienst nicht namentlich äußern wollen, fordert der Lehramtsstudent mit Blick auf künftige Lehramtsstudierende "Taten statt Worte" und stellt vier Forderungen:

  • Digitalisierung und Sicherung der Prüfungsarbeiten vor dem Versand;
  • Absolut transparentes Prüfungs- und Korrekturverfahren: Sendungsverfolgung und vollständige, lückenlose Dokumentation der einzelnen Korrekturphasen;
  • Verbesserung der Kommunikation: Informationspflicht gegenüber den Prüflingen schneller und transparenter gestalten;
  • Keine Benachteiligung der Prüflinge bei Fehlern anderer: bei tatsächlichem Verlust: Eintragung der Durchschnittsnote anstatt erneutem Ablegen.

Das bayerische Kultusministerium teilte laut Informationen der "F.A.Z." mit, dass eine vollständige Digitalisierung bei 20.000 Examen zu aufwendig sei. Ein neues Verfahren für eine bessere Kontrolle und Nachvollziehbarkeit des Verfahrens sei bereits beschlossen, könne aber aus Sicherheitsgründen noch nicht öffentlich gemacht werden.

Die Klausuren der betroffenen Studierenden aus Augsburg, Erlangen, München und Passau waren in diesem Sommer auf dem Weg zu Prüferinnen und Prüfern verloren gegangen, ihr Eingang wurde durchs Ministerium noch bestätigt. Die Studierenden wurden nach Angaben der "F.A.Z." zwei bis sechs Wochen nach ihrer Prüfung informiert.

kas