Frauen machen Karriere: Eine Hand zeichnet Pfeile, die nach oben zeigen, darauf eine geschlechtslose Figur, ein Mann und eine Frau.
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Universitäre Führungspositionen
Irische Uni-Leitungen und die Frage des Geschlechts

Die Mehrzahl der staatlichen irischen Unis hat eine Präsidentin. Ist der Trend zu mehr Frauen auf universitären Führungspositionen nachhaltig?

23.05.2023

Sieben der zwölf staatlichen Universitäten in Irland haben aktuell eine Präsidentin. Damit liegt das Land mit einer Frauenquote von etwa 58 Prozent deutlich über dem Anteil von 26 Prozent, den Hochschulpräsidentinnen in Deutschland stellen. In Irland dauerte es nur drei Jahre von der ersten Präsidentin bis Frauen mehr als die Hälfte aller Unipräsidentschaften innehatten: Sechs weitere Präsidentinnen folgten auf Professorin Kerstin Mey, die im Jahr 2020 die Leitung der University of Limerick übernahm.

Diese ungewöhnliche Entwicklung sorgte auch über Irland hinaus für Beachtung. Nun hat Professorin Pat O'Connor die Situation im Onlinemagazin "Times Higher Education" kommentiert und die weitere Entwicklung in Frage gestellt. O'Connor ist Expertin für Geschlechtergerechtigkeit an Hochschuleinrichtungen speziell im Bereich der MINT-Fächer, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik. 2016 arbeitete sie an der "National Review on Gender Equality in Irish Higher Education Institutions" mit, einem Bericht, der die Geschlechtergerechtigkeit an irischen Hochschuleinrichtungen bewertete. Auf diesen geht auch eine seit vier Jahren aktive Initiative der irischen Regierung zur Förderung der Geschlechterparität bei den universitären Führungspositionen zurück.

Es sei nicht garantiert, dass es mit der Geschlechterparität an Irlands Hochschulen auch in Zukunft weitergeht, so O'Connor in ihrem Gastbeitrag. Ein fachlicher Hintergrund in den MINT-Fächern habe offensichtlich einen hohen Stellenwert bei der Wahl der Uni-Präsidentinnen und -Präsidenten, denn sechs der sieben Präsidentinnen und drei von fünf Präsidenten stammten aus diesen Fachkulturen. Es gebe in Irland allerdings wie in Deutschland auch weniger Frauen auf hohen akademischen Positionen in den MINT-Fächern als in anderen Disziplinen und die Entwicklung ihrer Zahl deute nicht an, dass sie sich schnell erhöhen würde. Auch sei ein Großteil der Präsidentinnen im Ausland und nicht an irischen Institutionen ausgebildet worden, was die lokalen Aufstiegschancen in Frage stelle. Es genüge nicht, dass die Führungsebenen weiblich besetzt würden, es müssten grundlegende Veränderungen erfolgen. So hätten Wissenschaftler an irischen Hochschulen immer noch eine doppelt so hohe Chance auf eine Professur als Wissenschaftlerinnen.

cpy