Foto des Palais des Prinzen Heinrich, dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin.
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Humboldt-Universität zu Berlin
Uni erteilt Auflagen für Sprechstunden bei umstrittenem Dozenten

Die HU Berlin lässt einen Dozenten nur noch online und unter Aufsicht mit Studierenden sprechen. Hintergrund sind Vorwürfe des Machtmissbrauchs.

25.07.2023

Wegen Vorwürfen der sexualisierten Gewalt und des Machtmissbrauchs darf ein Berliner Hochschuldozent Gespräche mit Studierenden nur noch online und im Beisein der Frauenbeauftragten der betroffenen Fakultät führen. Die Regelung gelte auch für Gespräche mit studentischen Beschäftigten, wie die Humboldt-Universität am Dienstag auf dpa-Anfrage mitteilte. Über den Fall hatte zunächst die Tageszeitung "nd" berichtet.

In einem Offenen Brief hatten Unbekannte dem Dozenten Mitte Juli sexualisierte Gewalt vorgeworfen. In dem auf der linken Plattform "Indymedia" veröffentlichten Schreiben heißt es, der Beschuldigte missbrauche "seine Machtposition als Dozent und Vorgesetzter seit mehr als 20 Jahren". Den Anschuldigungen zufolge geht es um Fälle körperlicher sowie sexualisierter Gewalt. Außerdem habe sich der Mann in Vorlesungen "transfeindlich und rassistisch" geäußert.

Der Dozent äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht zu den Vorwürfen. Der Universitätsleitung sind die Vorwürfe nach Angaben der Pressestelle bekannt. Es seien konkrete Vorwürfe bei den verantwortlichen Stellen angezeigt worden. Allerdings hieß es: "Übergriffe wegen körperlich sexualisierter Gewalt sind der Universitätsleitung nicht bekannt, ebenso wenig polizeiliche Ermittlungen."

Wie geht die Uni mit den Vorwürfen um?

Nach Bekanntwerden der zuletzt in diesem Jahr erhobenen Vorwürfe sind laut Universität alle Möglichkeiten für eine umfassende Aufklärung und den Schutz von Betroffenen ergriffen worden. "Die jetzt vorgebrachten Vorwürfe prüfen wir weiterhin intensiv und werden alle rechtlich möglichen Schritte einleiten, um erneute Übergriffe zu verhindern." Die Universität verurteile Machtmissbrauch und sexualisierte Übergriffe.

Die Studienvertretung der Universität hatte am Montag mitgeteilt, seit April in Form einer Arbeitsgemeinschaft an der Aufarbeitung der Vorwürfe beteiligt zu sein. Das neu eingeführte Sechs-Augen-Prinzip wird ihrer Einschätzung nach "weder ausreichend" noch "ausnahmslos" eingehalten. Die zuständigen Stellen müssten sich deutlicher auf die Seite von Betroffenen stellen.

Mehrere derzeitige und ehemalige Studierende des Fachbereichs sprachen in den vergangenen Tagen mit dem "Tagesspiegel" über ihre Begegnungen mit dem Dozenten. Sie berichteten über ähnliche verbale sexualisierte Übergriffe über einen Zeitraum von über 20 Jahren. Laut dem Bericht von Donnerstag handelt es sich um ein Muster der sexuellen Belästigung, beispielsweise Kommentare über die Körper der Studentinnen und Aufforderungen zu intimem Kontakt. Trotz einer Abmahnung habe der Dozent weitere Studentinnen belästigt. Er sei in einer Machtposition und gut vernetzt an der Uni.

aktualisiert am 28.07.2023 um 10.24 Uhr, zuerst veröffentlicht am 25.07.2023

dpa/ckr