Finanzierung
Warum die IT-Infrastruktur an den Uniklinika zu kurz kommt
Forschung & Lehre: Frau Kümmel, im Voraus auf unser Gespräch haben Sie gesagt, dass es in der IT an der zugrundeliegenden Infrastruktur an vielen Stellen hapert. Woran liegt das?
Katja Kümmel: In der Tat fehlen an den Uniklinika in vielen Räumen noch immer Leitungen oder Netzdosen und damit WLAN und Mobilfunk. Das liegt daran, dass unter den Klinika viele Altbauten sind und das Geld für Modernisierungen nachträglich beantragt werden muss. Doch dieses Geld aus anderen Töpfen freizumachen, ist ein langwieriger Prozess, bei dem erschwerend hinzukommt, dass in vielen Gebäuden bei den Arbeiten erkannt wird, dass Asbest in den Wänden ist, wodurch das Ganze deutlich teurer wird als geplant. Teils kommt es in der Folge gar nicht erst zu den Modernisierungen, weil die Ausgaben nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen. Es wird dann bis zum Neubau eines Gebäudes gewartet.
F&L: Was tun Sie dafür, dass es mit der Modernisierung der IT-Infrastruktur schneller vorangeht?
Katja Kümmel: Ich setze mich dafür ein, dass Modernisierungen einem stringenten Planungsprozess folgen und wir uns etwa vor der Anschaffung neuer Geräte mit Fachleuten der verschiedenen Fachbereiche an einen Tisch setzen, um alle Bedarfe im Voraus festzuhalten und sie entsprechend einplanen zu können. In den Haushaltsplänen halte ich es für wichtig, dass die IT ihren eigenen Topf hat, damit das Geld nicht letztlich doch für andere Zwecke eingesetzt wird. Initiativen wie der IT-Masterplan der NRW-Uniklinika gehen betonen die Bedeutung von Invesitionen in die IT, aber es kommt noch viel zu wenig Geld von Land und Bund. Wir haben bei der IT-Infrastruktur schätzungsweise einen Rückstand von acht Millionen Euro pro Klinikum pro Jahr.
IT-Kosten am Uniklinikum Münster
Kostenpunkt | IT-Kosten (in Euro) | davon IT-Infrastruktur (in Euro) | Anteil (in Prozent) |
---|---|---|---|
Personal | 7.794 | 2.223 | 29 |
Sachkosten | 17.419 | 3.796 | 22 |
Abschreibungen | 4.296 | 1.894 | 44 |
Investitionen | 6.525 | 3.918 | 60 |
Quelle: UKM
F&L: Fehlt das Bewusstsein dafür, dass das Geld notwendig ist?
Katja Kümmel: Das Bewusstsein für die Bedeutung der IT wächst. Das Problem liegt darin, dass grundsätzlich vor allem in Bereiche investiert wird, bei denen das Ergebnis unmittelbar sichtbar ist. Grundsätzlich muss daher die IT bei Investitionen in den Bau neuer Gebäude schnell zurückstecken, wenn sie keinen eignenen Kostenpunkt darstellt. Denn bei Patientinnen und Patienten kommen vor allem die nach außen modern wirkenden Gebäude gut an, wovon die Uniklinika profitieren. Die IT rückt erst in den Blick, wenn etwas nicht funktioniert. Schaut man auf die IT selbst, liegt das Interesse von Ärztinnen und Ärzten vor allem an leicht zu handhabenden Gesundheitsapps und andere digitale Lösungen. Das Bewusstsein, dass dafür zunächst die entsprechende Infrastruktur stehen muss und dies der maßgebliche Kostenpunkt ist, rückt in den Hintergrund, wodurch der Druck für grundsätzliche Modernisierungen und im Ergebnis zu einem Flickenteppich an Maßnahmen führt.
Schwachstellen in der Klinik-IT – Beispiele aus der Praxis
In der Praxis kommen die Wagen häufig nicht wie beabsichtigt zum Einsatz, weil es in vielen Räumen an einer störungsfreien WLAN-Verbindung mangelt. Solange dies der Fall ist, stehen die Wagen an einer Stelle mit WLAN-Zugriff auf den Fluren des Klinikums und Ärztinnen und Ärzte müssen die Ergebnisse ihrer Visite auf Grundlage ihrer Notizen nach dem Gespräch mit Patient oder Patientin eintragen.
F&L: Aus Sicht der Patientin klingt das beängstigend: Mangelt es an einer guten Infrastruktur, setzt ein Gerät im Zweifel in der OP aus, weil es keine Verbindung aufbauen kann...
Katja Kümmel: Darüber müssen sich Patientinnen und Patienten keine Sorgen machen. Setzen wir ein Gerät ein, sind die Voraussetzungen gegeben, dass es funktioniert. Dabei wird sichergestellt, dass alle zwingend notwendigen und lebenserhaltenen Maßnahmen sichergestellt werden. Aber es kann sein, dass ein Gerät, das für die Patientenversorgung einen zusätzlichen Nutzen bringen würde, wegen der fehlenden Voraussetzungen nicht zum Einsatz kommen kann.