Blick auf das Palmenhaus des Botanischen Gartens der Universität Greifswald.
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Botanische Gärten
Wegen der Energiekrise wird es im Gewächshaus kühler

Die Botanischen Gärten sind besorgt um ihre tropischen Pflanzen. Um Energie zu sparen, müssen diese teilweise mit weniger Wärme auskommen.

29.11.2022

Wegen der Energiekrise macht sich der Leiter des Botanischen Gartens in Greifswald Sorgen um seine Pflanzen. "Es sind schwierige Zeiten", sagte Professor Martin Schnittler der Deutschen Presse-Agentur. Für Gewächshäuser seien Einsparmöglichkeiten gering. "Die müssen durchsichtig sein. Wir können die nicht dämmen", erklärte der Botaniker. "Daher können wir nur eins machen: Wir können die Temperatur an die untere Grenze dessen herabfahren, was für tropische Pflanzen verträglich ist."

Diese Grenze liege bei fünf und für einige sehr empfindliche Pflanzen bei zehn Grad. Langfristig führten auch diese Temperaturen zu Schäden an den Pflanzen. Sie dürften keinesfalls unterschritten werden. "Auch nicht für wenige Tage." Auf dieses Minimum habe man zwar noch nicht abgesenkt. In den Häusern herrschten unterschiedliche Temperaturen. Um Kosten zu sparen, habe man die Temperaturen im Durchschnitt aber um drei Grad reduziert. "Man sieht es den Pflanzen an, wenn man genau hinguckt. Aber das dürften sie überleben."

Die etwa 1.500 Quadratmeter Gewächshausfläche würden mit Fernwärme geheizt. Der Preis dafür sei "dramatisch gestiegen".

Energiekrise im Gewächshaus

Im Botanischen Garten Rostock habe man abgesehen vom normalen Winterbetrieb die Temperaturen bislang nicht zusätzlich reduziert, sagte der dortige Leiter Professor Stefan Porembski. Etwaige Maßnahmen seien Sache der Verwaltung der Universität, zu der der Botanische Garten gehört. "Ich denke, da wird auch da die Priorität so hoch sein, dass wir da auch weit oben mit angesiedelt sein werden."

Weniger empfindliche Pflanzen überwintern in Greifswald laut Schnittler in einem so genannten Kalthaus. "Das wird bei fünf bis acht Grad gehalten." Um Fläche zu sparen, sei das mittlerweile so voll, dass die Gärtnerinnen und Gärtner nur noch mit Mühe durchkämen. Ein kleineres Gewächshaus sei stillgelegt worden und ein weiteres werde vermutlich folgen. "Wir schränken uns ein, wo es geht."

Unersetzbare Pflanzen und ein Notfallplan

Die Pflanzen befänden sich teilweise schon seit fast 100 Jahren in den Gewächshäusern und seien jenseits des wissenschaftlichen Wertes "lebende Ausstellungsstücke". Schnittler nannte einen Grasbaum aus Australien, den schon ein Foto vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeige. "Das sind natürlich alles Pflanzen, die wir ungern verlieren möchten, die wir auch nicht irgendwie ersetzen können mal einfach so."

Für den Notfall habe man von der Hochschulverwaltung ein kleines Notheizungsaggregat erhalten. Für ein Gewächshaus könne das aber höchstens mal eine Nacht überbrücken. "Wir können nur hoffen, es geht gut diesen Winter." Abgesehen von der Frage, ob tatsächlich zeitweise die Wärme fehlt, gebe es weiterhin ein Kostenproblem. Die Universität Greifswald rechnet mit mehreren Millionen Mehrkosten durch die gestiegenen Energiepreise. Trotz der von der Politik angekündigten Hilfen, habe er noch keine konkreten Informationen dazu, sagte Schnittler.

dpa