Techniker arbeitet am Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) des CERN.
picture alliance/KEYSTONE | LAURENT GILLIERON

Energiekrise
Strom zu teuer für Teilchen-Beschleuniger

Energieintensive Forschungsinfrastrukturen besorgt die Energiekrise. Sie versuchen, zusätzliche finanzielle Unterstützung zu erhalten.

22.09.2022

Europäische Forschungseinrichtungen, die mit Großgeräten wie Teilchenbeschleunigern, Hochleistungslasern, Gammastrahlen oder Supercomputern arbeiten, benötigen viel Energie. Sie stehen in der aktuellen Energiekrise daher unter besonderem finanziellem Druck, den Betrieb trotz hoher Stromkosten aufrecht erhalten zu können, wie das Onlinemagazin "Science Business" (SB) berichtet.
 
Dr. Caterina Biscari, Direktorin des Synchotron Alba in Spanien, sagte beispielsweise gegenüber "SB", dass die Stromkosten der Einrichtung 2022 um etwa 60 Prozent höher seien als noch 2021, obwohl Alba einen besonderen Rabatt mit dem Stromanbieter habe verhandeln können. Laut "SB" habe die Generalversammlung von Leaps - League of European Accelerator-based Photon Sources, dem Zusammenschluss der europäischen Teilchenbeschleuniger und Einrichtungen mit Freiem-Elektronen-Laser, deren Vorsitzende Biscari ebenfalls ist, letzte Woche entschieden, bei der Europäischen Union zu fordern, dass Forschungsinfrastrukturen auch in deren Vorschlägen zum Umgang mit gestiegenen Energiekosten enthalten sein sollten.   

Hochrechnungen besagen, dass größere europäische Forschungsanlagen 2022 mit bis zu siebenfach höheren Energiekosten als im Jahr 2021 rechnen müssten, je nachdem, wo sie lägen und wieviel Strom für geplante Experimente benötigt werde, berichtet "SB". Alba verbrauche beispielsweise jährlich etwa 40 Gigawattstunden Strom, während die Europäische Organisation für Kernforschung (Cern) 1.300 Gigawattstunden benötige. Am Cern werde daher überdacht, ob der Teilchenbeschleuniger in Hochbedarfsphasen pausiert werden sollte. Dies bespreche der Cern-Rat nächste Woche.

Überlegungen zum Einsparen von Energie

Bereits vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben Forschungseinrichtungen Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt, wie etwa Cern. Die Organisation versucht beispielsweise, ihren Stromverbrauch zu senken, indem Hitze, die die Einrichtung generiert, verwendet wird, um Gebäude in der Nähe zu heizen. Diese Pläne sind allerdings laut "SB" nicht ausreichend, um die gestiegenen Energiekosten zu bewältigen.

Viele der Forschungseinrichtungen seien durch staatliche Budgets finanziert, weshalb sie mit ihren jeweiligen Regierungen um zusätzliche Fördergelder und höherer Budgets verhandelten. So solle vermieden werden, dass Experimente pausiert werden müssen. Einige Länder hätten Rücklagen zur Finanzierung ihrer Forschungsinfrastrukturen angelegt, aber wie "SB" am Beispiel von Großbritannien erläutert, seien diese nicht ausreichend gewesen. Letztlich, so Biscari gegenüber "SB", müssten die Regierungen der Länder den hohen Wert wissenschaftlichen Fortschritts anerkennen, die Einrichtungen und Labore unterstützen und den Betrieb am Laufen halten.

cpy