Der Hauptsitz der Fraunhofer-Gesellschaft in München
picture alliance/dpa | Andreas Gebert

Ermittlungen aufgenommen
1,1 Millionen für Berater bei Fraunhofer?

Die Staatsanwaltschaft München hat mitgeteilt, dass sie gegen drei ehemalige Vorstände und einen Berater der Fraunhofer-Gesellschaft ermittelt.

06.09.2023

Die Fraunhofer-Gesellschaft kommt nicht zur Ruhe. "Table.Media" berichtete am Montag, dass die Staatsanwaltschaft München inzwischen gegen den ehemaligen Präsidenten und zwei ehemalige Vorstandsmitglieder wegen des Verdachts auf Untreue ermittelt. Auch gegen einen Berater, der für die Fraunhofer-Gesellschaft tätig war, habe die Staatsanwaltschaft inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Mit diesem Berater soll die Gesellschaft einen üppigen Beratervertrag abgeschlossen haben, wie der Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda vor einer Woche im "Tagesspiegel" berichtete.

Der Vertrag sei laut Wiarda mit einem langjährigen Bekannten des ehemaligen Präsidenten Reimund Neugebauer zustande gekommen. Neugebauer und der Berater seien offenbar "Skatfreunde" gewesen. Die Staatsanwaltschaft München spreche laut "Table.Media" im Bezug auf den Berater-Vertrag davon, "dass der Vertrag die Fraunhofer-Gesellschaft ganz erheblich einseitig benachteiligt". Deshalb seien dem Berater Beihilfe- beziehungsweise Anstiftungshandlungen zur Last gelegt worden. 

Der Beratervertrag sah offenbar eine Mindestvergütung von 1,1 Millionen Euro vor. Laut des Berichts des "Tagesspiegels" sollte diese Mindestvergütung dann fällig werden, wenn die Fraunhofer-Gesellschaft den befristeten Vertrag vor Ende der Laufzeit kündigen sollte.

Berater soll ab Januar 2024 bei Fraunhofer eine Stelle antreten

Nach dem Rücktritt Neugebauers im Mai 2023 kündigte die Gesellschaft in der Tat den Vertrag, so der "Tagesspiegel". Daraufhin soll der Berater für die Restlaufzeit monatlich 32.000 Euro in Rechnung gestellt haben. Bislang sei die Summe nicht gezahlt worden, berichtet Wiarda.

Der Vertrag soll außerdem eine Einstellungszusage beinhaltet haben. Der Berater gibt gegenüber dem "Tagesspiegel" an, er werde ab Januar 2024 als "Direktor für besondere Aufgaben des Vorstandes" in der Fraunhofer-Zentrale in Frankfurt tätig sein.

Anfang des Jahres warf der Bundesrechnungshof der Fraunhofer-Gesellschaft Verschwendung von Steuermitteln vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung rief deswegen zu einem Führungswechsel und einem "Neustart" auf. 

Die Fraunhofer-Gesellschaft wird zu 30 Prozent von Bund und Ländern finanziert. Sie ist ein eingetragener Verein und gehört mit mehr als 30.000 Mitarbeitern zu den großen Forschungsgemeinschaften außerhalb der Universitäten. Dazu zählen auch die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

cle