Bettenhochhaus des Charité-Krankenhauses in Berlin
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Covid-19-Behandlung
Corona-Netzwerk der Unikliniken nimmt Gestalt an

Das BMBF fördert das "Nationale Covid-19-Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin". Alle Kliniken machen mit, die Fakultäten bleiben außen vor.

29.05.2020

Ende März hat das Bundesforschungsministerium (BMBF) ein neues Netzwerk der Universitätskliniken angekündigt. Unter der Leitung der Berliner Charité haben sich darin innerhalb einer Woche alle deutschen Unikliniken zusammengeschlossen, um sich über Behandlungsverfahren gegen Covid-19 auszutauschen. Zwei Monate nach Beginn der Förderung liegen erste Forschungsideen vor.

Die Arbeit des Forschungsnetzwerks wird auch standortübergreifende Forschungsprojekte umfassen, teilte das BMBF auf Nachfrage von "Forschung & Lehre" mit. Über ein Ideenportal könnten dafür alle Unikliniken Ideen einbringen, mehr als 280 Vorschläge lägen bereits vor. Im Fokus stehe dabei kliniknahe Forschung, etwa um Versorgungsprozesse, Patientenbehandlung und Pandemiemanagement zu optimieren. Die Ideen würden nun gebündelt und teils in neu eingerichteten Arbeitsgruppen, teils in bestehenden wissenschaftlichen Initiativen, Netzwerken und Institutionen umgesetzt. Im Gespräch sei unter anderem eine Kooperation mit dem europäischen Netzwerk LEOS, um keine technischen Doppelstrukturen zu schaffen.

Ein Kernziel des Netzwerks sei dabei, die Maßnahmenpläne und Strategien für Diagnostik und Behandlung aller Universitätskliniken systematisch zusammenzuführen und auszuwerten. Die Behandlunsgdaten von Covid-19-Patienten sollen zudem standardisiert und gebündelt erfasst werden. Das soll die Patientenversorgung beschleunigen und verbessern, indem Erfahrungen und Erkentnisse schneller geteilt würden. Gesammelt werden soll insbesondere Wissen über Symptome und umfassende Krankheitsbilder sowie die Reaktionen der Patienten auf Medikamente.

Klinikchefs unter sich

Die Umsetzung der Projektideen sowie die Infrastruktur des Netzwerks fördert das BMBF von April 2020 bis März 2021 mit 150 Millionen Euro. Die Charité übernehme die Projektleitung und leite die Fördergelder an die beteiligten Unikliniken weiter, teilte das BMBF mit. Als zentrale Koordinierungsstelle sammle die Charité auch die Verwendungsnachweise der jeweiligen Standorte.

Die Abstimmung der Unikliniken mit der Politik erfolge über die "Nationale Task Force Covid-19", in der je eine Vertretung des BMBF und des BMG sowie die Vorstandsvorsitzenden der Charité und drei weiterer Uniklinika stimmberechtigt seien. Weitere Mitglieder, etwa aus den Länderministerien, seien beratend tätig.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek begrüßte vergangene Woche auf einer Pressekonferenz, dass sich sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv an dem Netzwerk beteiligten. Die Dekanin des Hamburger Universitätsklinikums, Professorin Blanche Schwappach-Pignataro, betonte, es sei ein großer Vorteil, dass Wissenschaft und klinisches Personal so künftig enger zusammenarbeiten würden.

Kritik an dem Netzwerk äußerte dagegen Professor Josef Pfeilschifter, Vizepräsident des Deutschen Hochschulverbands und Direktor des Instituts für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Frankfurt. In der "FAZ" kritisierte er vergangene Woche "die Machtübernahme über die Wissenschaft durch Vorstände und Direktoren mit Verwaltungsaufgaben". Das sogenannte Forschungsnetzwerk bestehe aus wenig Forschung und viel Netzwerk, so Pfeilschifter. Die Forschungsmittel des BMBF dafür nicht-kompetitiv und an den gängigen wissenschaftlichen Vergabeverfahren vorbei zu verteilen, entziehe den medizinischen Fakultäten und Professoren ihre Forschungsfreiheit.

ckr