Politik und Wissenschaft in der Coronakrise
Der Wissenschaft keine Schuld zuweisen
Für die weitere Eindämmung des Coronavirus hat der Präsident der britischen Royal Society zu einem konstruktiven Ineinandergreifen von Politik und Wissenschaft aufgerufen. "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer unsicheren Situation für deren Ratschläge zu beschuldigen, verletzt das grundlegende Verständnis von wissenschaftlichem Arbeiten", argumentiert Professor Venki Ramakrishnan in einem Beitrag für die Zeitung "The Guardian". Er reagierte damit auf ein Statement einer britischen Ministerin, die eine öffentlich kritisierte Entscheidung mit einer "falschen Erkenntnis" der Wissenschaft begründete.
Wissenschaftler müssten offen kommunizieren können, was sie wissen oder auch nicht wissen, und welche ihrer zurückliegenden Erkenntnisse Folgestudien gegebenenfalls falsifiziert haben. "Forscher können keine Ratschläge geben, wenn sie damit rechnen müssen, im Nachhinein für daraus resultierende politische Entscheidungen zum Sündenbock gemacht zu werden", schreibt Ramakrishnan. Dass in der Erforschung des Coronavirus auch Fehler gemacht würden, sei bei der Schnelligkeit, mit der man nach Antworten suche, unvermeidbar. Wichtig sei, diese transparent zu machen und darauf zu reagieren.
Es sei unvermeidbar, dass sich politische Entscheidungen weltweit unterschieden – nicht nur, weil diesen unterschiedliche wissenschaftliche Erkenntnisse zugrundelägen, sondern auch, weil Politikerinnen und Politiker eine Vielzahl weiterer Faktoren miteinbeziehen müssten.
"Wir können keine wertvolle Zeit mit Schuldzuweisungen verschwenden", heißt es im Beitrag. Stattdessen sollten Regierungen erklären, warum sie ein politisches Vorgehen ändern. Sei der Bevölkerung das Vorgehen in der wissenschaftlichen Arbeit und deren politischen Umsetzung klar, sei auch mehr Unterstützung für die Entscheidungen zu erwarten.
kas
