March for Science
Die Welt demonstriert für Freiheit der Wissenschaft – auch deutsche Städte sind dabei
Am 22. April demonstrieren beim "March for Science" weltweit Menschen für die Freiheit der Wissenschaft. 429 Städte haben bislang (Stand: Ende März) ihre Teilnahme auf der Website "marchforscience.com" angekündigt – die mit Abstand meisten davon aus den USA. Auch 58 europäische Städte wollen sich beteiligen. Aus Deutschland sind es aktuell Berlin, Bonn / Köln, Dresden, Frankfurt / Rhein Main, Freiburg, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Heidelberg, Jena, Leipzig, München, Stuttgart und Tübingen.
Größte weltweite Demonstration der Wissenschaft
"Eine Protestaktion für die Freiheit der Wissenschaft hat es in einem so großen Ausmaß noch nie gegeben", sagte Tanja Gabriele Baudson, Vertretungsprofessorin an der TU Dortmund, die gemeinsam mit Komponist und Regisseur Claus Martin die Protestmärsche in Deutschland koordiniert. "Der Protest soll Aufmerksamkeit dafür schaffen, wie wichtig valide Fakten für den öffentlichen Diskurs sind und dass Hochschulen der Ort sind, wo diese entwickelt werden." Es müsse allen klar sein, dass politische Entscheidungen auf Basis von "alternativen Fakten" und Meinungen nicht nur Forscherinnen und Forscher einschränke, sondern die Demokratie als Ganzes gefährde.
"March for Science": Protestaktionen in Deutschland
Hamburg: 14.00 Uhr, Rathausmarkt
Greifswald: 15.00 Uhr, Marktplatz
Berlin: 13.00 Uhr, Humboldt-Universität zu Berlin
Leipzig: 13.00 Uhr, Naturkundemuseum Leipzig
Göttingen: 11.00 Uhr, Altes Rathaus
Dresden: 13.30 Uhr, Theaterplatz
Frankfurt / Rhein Main: 13.00 Uhr, Bockenheimer Warte
Bonn / Köln: 12.00 Uhr, Bonner Innenstadt
Tübingen: 13.00 Uhr, Tübinger Neckarinsel
Freiburg: 11.00 Uhr, Innenhof der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
München: 10.30 Uhr, Karlsplatz/Stachus
Jena: 10.00 Uhr, Universitätshauptgebäude
Heidelberg: 15.00 Uhr, Friedrich-Ebert-Platz
Stuttgart: 13.30 Uhr, Schlossplatz
Weitere Informationen:
Offizielle Website des "March for Science Germany"
Crowdfunding-Kampagne
Der Aufruf zum "Marsch für die Wissenschaft" richtet sich nicht nur an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern an Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft – ganz nach dem Motto: je größer die Teilnahme, desto höher die Signalwirkung auf Politik und Öffentlichkeit.
Martin Hofer, einer der Organisatoren in Deutschland, hat ein T-Shirt entworfen, das Teilnehmer online individuell gestalten und bestellen können. "There is no alternative to facts. #sciencematters" prangt auf der Vorderseite. Auslöser für die großflächige Protestaktion am "Earth Day", dem "Tag der Erde", ist die als wissenschaftsfeindlich wahrgenommene Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump.
"Statement gegen den internationalen Trend einer wissenschaftsfeindlichen Politik"
"Die Einschränkung der Wissenschaft zugunsten politischer und wirtschaftlicher Ziele ist beunruhigend", betont Tanja Gabriele Baudson. "Forschungseinrichtungen, die nicht auf Linie sind, wie die US-amerikanische Umweltbehörde EPA, oder Fächergruppen, die aus ökonomischer Sicht nutzlos erscheinen, wie die Geisteswissenschaften, sind akut bedroht und werden bereits massiv eingeschränkt."
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, führe das zu einer geistigen Verarmung: "Um die Welt zu verstehen, bedarf es nicht nur Wissenschaften, die zur Erreichung kurzfristiger Ziele günstig erscheinen." Wichtig sei den Organisatoren jedoch, dass es sich nicht um einen Protest gegen Donald Trump handele. Vielmehr solle ein Statement gegen den internationalen Trend einer wissenschaftsfeindlichen Politik gesetzt werden, die sich auch "in der Nähe", beispielsweise in der Türkei, finden lasse.
Informationen zu Protestaktionen auf Facebook und Twitter
Teilnehmende Städte können individuell entscheiden, wann sie ihren Protestmarsch am 22. April beginnen. Die bis jetzt in Deutschland angemeldeten Märsche starten zwischen 10 und 15 Uhr. Bei einigen bildet die Universität den Ausgangspunkt, bei anderen etwa das Rathaus oder das Theater. Viele Städte haben einen Twitter- oder Facebook-Account eingerichtet, auf dem Besucher sich auf dem Laufenden halten und mit anderen Teilnehmern vernetzen können. Einige haben eine eigene Website. Auf Twitter folgen der "Zentrale" der Initiative in Washington D.C. unter "@ScienceMarchDC" beispielsweise bereits 340.000 Personen, unter "@ScienceMarchGER2 für Deutschland sind es aktuell 1.868. Eine Einschätzung zu den erwarteten Teilnehmerzahlen sei noch nicht möglich.
Die Protestmärsche sind laut dem Organisationsteam bislang überwiegend positiv aufgenommen und die öffentliche Positionierung für die Bedeutung von Wissenschaft begrüßt worden. Es gibt jedoch auch einzelne Skeptiker wie Robert S. Young. In seinem Artikel "A Scientists' March on Washington Is a Bad Idea" für die "New York Times" warnte er davor, dass Wissenschaftler als eine Interessengruppe wahrgenommen werden könnten, die den Protest zu ihrem eigenen Nutzen instrumentalisieren wolle.
Breite Unterstützung von Organisationen, Verbände und Persönlichkeiten aus der Wissenschaft
Der "Science March Germany" wird unter anderem von der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Deutschen Hochschulverband (DHV), und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), sowie Fachverbänden und einzelnen Universitäten unterstützt. Auch Persönlichkeiten treten namentlich für die Protestaktion ein, darunter die baden-württembergische Ministerin Theresia Bauer, die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professorin Martina Brockmeier, der Nobelpreisträger Professor Gerhard Ertl, der Präsident der HRK, Professor Horst Hippler, der Präsident des DHV, Professor Bernhard Kempen, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Martin Stratmann, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Peter Strohschneider, und die Präsidentin des DAAD, Professorin Margret Wintermantel.
Die Website für die Protestmärsche in Deutschland "March for Science Germany" listet alle Unterstützer auf und informiert über die Protestaktion sowie den genauen Ablauf in einzelnen Städten.