Open Science
ERC verfolgt eigene Open Access-Linie
Der wissenschaftliche Rat des European Research Council (ERC) hat beschlossen, die europäische Open Access-Initiative "Plan S" nicht länger zu unterstützen. Anlass des Rückzugs ist einer ERC-Mitteilung vom Montag zufolge eine Regel, wonach Forschende, die von Plan S-Unterstützern gefördert werden, ab dem kommenden Jahr nur noch bedingt in Hybrid-Journalen publizieren dürfen. Prinzipiell stehe der ERC zu den Zielen des "Plan S", wolle diese jedoch unabhängig von diesem weiter verfolgen.
Im Bestreben, mehr Forschungsergebnisse öffentlich zugänglich zu machen, hatte die Initiative festgelegt, dass Forschende nur noch in solchen Hybrid-Zeitschriften publizieren können, die sich langfristig hin zu Open Acces wandeln und keine doppelten Gebühren für Veröffentlichung und Bearbeitung verlangen. Nach Ansicht des ERC geht diese Einschränkung zulasten junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und benachteilige schwer zu transferiende Fächer sowie Länder mit weniger Fördermöglichkeiten. Mit seinem Rückzug wolle der ERC vor allem die Bedürfnisse der Forschenden in den Fokus der Open Science Verhandlungen rücken.
Die Vertreter der "Coalition S", zu denen neben zahlreichen nationalen Förderern auch Stiftungen wie der Wellcome Trust und die Gates-Stiftung zählen, verteidigten ihre Regelung am Dienstag in einer Mitteilung. Demnach verschärfe gerade das Festhalten an bestehender Unterstützung für Hybrid-Journale die Chancenungleichheit zwischen europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, da nur solche mit hoher Förderung die Publikationskosten tragen könnten. Außerdem hätten sich die bestehenden Regeln als nicht zielführend für den Prozess hin zu vollständigem Open Access aller Forschungsergebnisse erwiesen.
Die Europäische Kommission, die den unabhängigen ERC 2007 eingerichtet hatte und maßgeblich am "Plan S" beteiligt ist, unterstützt die Initiative laut deren Mitteilung weiterhin. Auch mit einer Reihe von Vertreterorganisationenen für die Interessen junger Forscherinnen und Forscher arbeite die Initiative eng zusammen. Insgesamt sei man zuversichtlich, mit dem ERC über kurz oder lang wieder zusammen zu finden.
ckr