Flaggen der Ukraine und der Europäischen Union vor einem EU-Gebäude in Brüssel
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Horizon Europe
EU setzt Kooperation mit Russland aus

Die Europäische Union zieht Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg. Russische Wissenschaftler sollen nicht länger über Horizon Europe gefördert werden.

07.03.2022

Infolge der russischen Invasion der Ukraine beendet die Europäische Kommission die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit russischen Forschungseinrichtungen, teilte die EU-Kommission am vergangenen Freitag mit. Russische Institutionen sollen demnach keine neuen Förderungen aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon Europe mehr bekommen. Bei bereits bestehenden Förderverträgen setze die Kommission die Zahlungen an russische Einrichtungen aus. Alle laufenden Kooperationsprojekte mit russischer Beteiligung würden überprüft.

Die Ukraine solle hingegen weiterhin an europäischen Forschungsprogrammen teilhaben. In Bezug auf Belarus dauere die Bewertung der Lage noch an, heißt es in der Mitteilung.

"Russlands militärische Aggression gegen die Ukraine ist ein Angriff auf Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung, auf denen kultureller Ausdruck, akademische und wissenschaftliche Freiheit und wissenschaftliche Zusammenarbeit beruhen", sagte Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend. "Infolgedessen haben wir uns entschieden, keine weiteren Kooperationsprojekte in Forschung und Innovation mit russischen Einrichtungen einzugehen."

Wissenschaft in Europa reagiert auf den Ukraine-Krieg

Als einige der ersten Wissenschaftsorganisationen Europas hatten in Deutschland die Allianz der Wissenschaftsorganisationen und das Bundesforschungsministerium erklärt, die wissenschaftlichen Beziehungen zu Russland infolge des Ukraine-Kriegs auszusetzen. Wissenschaftseinrichtungen in Dänemark und den Niederlanden folgten dem Beispiel vergangene Woche und beendeten wissenschaftliche Kooperation mit Russland und Belarus, berichtete zuerst "University World News".

Die European University Association (EUA) verurteilte den Ukraine-Krieg in einer Stellungnahme vergangene Woche ebenfalls scharf, empfahl den Hochschulen in Europa aber, die wissenschaftlichen Beziehungen zu Russland im Einzelfall zu prüfen und nach Möglichkeit fortzuführen. Auf Regierungsebene wolle die EUA jedoch vorübergehend ebenfalls die wissenschaftlichen Beziehungen zu Russland und seinen Unterstützerstaaten im Ukraine-Krieg einfrieren.

Ähnlich äußerten sich vergangenen Mittwoch auch Wissenschaftsorganisationen in Polen, wie "Science Business" berichtete. Auf Regierungsebene wolle Polen demnach nicht länger mit Russland und seinen Unterstützern zusammenarbeiten; russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflern, die gegen den Krieg seien, wolle man aber helfen.

Andere Mitgliedsstaaten der EU haben laut Bericht noch nicht entschieden, ob sie Forschungsprojekte mit Russland aussetzen oder weiterführen wollen.

Russische Hochschulen stellen sich hinter Putin

Die Russische Union der Rektoren (RUR) hat am Freitag, am Tag der Entscheidung der EU, in einer Stellungnahme öffentlich den Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des russischen Militärs auf die Ukraine unterstützt, berichtete "University World News" (UWN). Die "spezielle Militäroperation" in der Ukraine sei eine bittere, aber notwendige und richtige Entscheidung, hieße es darin.

Die Erklärung besagt laut Bericht, dass Russlands Universitäten schon immer das Rückgrat des Staates gewesen seien. Ihre Hauptaufgaben seien, "einen kontinuierlichen Bildungsprozess durchzuführen, jungen Menschen Patriotismus und den Wunsch zu vermitteln, dem Vaterland zu helfen", zitiert der Bericht die Rektoren.

Zwei Tage zuvor habe die RUR bereits ein Positionspapier veröffentlicht, das den Krieg weniger eindeutig unterstütze. Stattdessen riefen die Rektoren darin die Hochschulgemeinschaft zu gegenseitigem Verständnis und Unterstützung unter Studierenden und Professoren auf. Besonders internationale Studierende in Russland sowie russische Studierende im Ausland bräuchten Unterstützung.

Demnach will die RUR den russischen Universitäten dabei helfen, entstandene Schwierigkeiten zu überwinden, "einschließlich derjenigen im Zusammenhang mit der Durchführung internationaler Projekte, der Entwicklung der wissenschaftlichen Infrastruktur und der Veröffentlichung von Artikeln in ausländischen wissenschaftlichen Zeitschriften". Russische Universitäten sollten ihre internationalen Verbindungen nicht abbrechen und ihre Partner davon überzeugen, "weiterhin gemeinsam Antworten auf globale Herausforderungen zu finden und das wissenschaftliche Welterbe zu bewahren", zitiert UWN weiter.

Als Reaktion auf die zweite Stellungnahme der Russischen Rektoren hat die EUA am Montag die Mitgliedschaft der von den Unterzeichnern vertretenen russischen Universitäten in der EUA ausgesetzt. Als Grund nannte sie, dass deren offene Unterstützung des russischen Angriffskrieges den europäischen Werten der EUA "diametral entgegengesetzt" sei. Die zwölf betroffenen Universitäten blieben solange ausgeschlossen, bis sie die Werte wieder teilten.

zuletzt aktualisiert am 10.03.2022 um 09:33 Uhr, zuerst veröffentlicht am 07.03.2022 um 15:40 Uhr

ckr