Studierende protestieren an der Bogazici University
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Zeynep Kuray

Türkei
Festnahmen nach Protesten von Studierenden in Istanbul

An der türkischen Bogazici-Universtiät haben Studierende gegen einen Direktor protestiert. Ihre Kritik zielt auf dessen politische Ausrichtung.

06.01.2021

An der renommierten Bogazici-Universtiät in der türkischen Metropole Istanbul haben Studierende gegen die Ernennung eines neuen Direktors durch Präsident Recep Tayyip Erdogan protestiert. Dabei kam es am Montag auch vereinzelt zu Zusammenstößen mit der Polizei, wie auf Bildern und Videoaufnahmen zu sehen war. Die Sicherheitskräfte setzten demnach unter anderem Tränengas und Plastikgeschosse ein. 36 Studierende wurden nach aktuellem Stand festgenommen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Der Istanbul Gouverneur, Ali Yerlikaya, untersagte unterdessen einen für Mittwoch angekündigten Protest an der Universität. Als Grund nannte er die Corona-Pandemie.

Erdogan hatte den neuen Direktor Melih Bulu, der bei den Parlamentswahlen 2015 für die islamisch-konservative Regierungspartei AKP kandidiert hatte, am Samstag ernannt. Als Präsident hat Erdogan das Recht, Rektoren einzusetzen. Die Studierenden kritisieren die Nähe zur AKP und den Schritt als undemokratisch. Sie fordern das Recht ein, ihren eigenen Direktor zu wählen.

Bulu gehörte laut Medienberichten bislang nicht zum Personal der Bogazici-Universität. Er habe 2015 versucht, mit Hilfe von Erdogans Regierungspartei AKP ein Parlamentsmandat zu erringen. Seine Ernennung folgt auf zahlreiche politisch motivierte Entlassungen, Exmatrikulationen und Verhaftungen in der Türkei seit einem Putschversuch 2016. Früher wurden die Hochschulrektoren in der Türkei intern gewählt.

AKP-Sprecher Ömer Celik wies die Vorwürfe der Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit am Montagabend zurück und sagte, es sei kein Verbrechen, wenn eine Person eine politische Identität habe.

aktualisiert: 06.01.2021, zuerst veröffentlicht: 05.01.2021

dpa/kas