Portraitfoto der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey
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Wissenschaftliches Zitieren
Giffey wehrt sich gegen Plagiatsvorwürfe

Franziska Giffey hat bisher darauf beharrt, die Prüfung ihrer Dissertation durch die FU Berlin abzuwarten. Nun kämpft sie doch, mit einem Gutachten.

24.06.2019

Der Anwalt von Bundesfamilienministerin Franziska Giffeys hat ein Gutachten für die Prüfungskommission der Freien Universität Berlin geschrieben. Darin begründet er Giffeys Zitierfehler mit einer "amerikanischen Zitierweise", die es ermögliche weniger detailliert auf Quellen zu verweisen. Das geht aus einem Bericht des "Spiegels" hervor.

Demnach habe Giffey vor einigen Wochen ihrem Anwalt sämtliche Unterlagen aus der Zeit ihrer Promotion übergeben. Nach Durchsicht der Unterlagen erstellte der Anwalt ein Gutachten für die Kommission der FU, die nach Plagiatsvorwürfen über den Entzug von Giffeys Doktorgrad entscheidet.

In dem Gutachten verweist er laut "Spiegel" auf eine bestimmte amerikanische Zitierweise, bei der Verweise auf andere Werke deutlich weniger detailliert ausfallen als im deutschen Stil. Diese Zitierweise habe Giffeys damalige Doktormutter vorgegeben, daher könne von einer Täuschung keine Rede sein.

Kritik von VroniPlag Mitarbeitern

Wie die "FAZ" berichtete, widersprachen zwei Mitarbeiter der Plattform VroniPlag dieser Einschätzung. Eine "amerikanische Zitierweise" gebe es nicht, sagte der Rechtswissenschaftler Gerhard Dannemann der Zeitung. Giffey habe vielmehr die weit verbreitete MLA-Zitierweise verwendet, einen "Style Guide" der Modern Languages Association (MLA). Diese Zitierweise rechtfertige aber nicht die von VroniPlag kritisierten "Blind- und Fehlzitate", die auch nicht den Vorgaben der MLA entsprächen, so der Jurist.

Auch die amerikanische Informatikerin Deborah Weber-Wulff sieht in dieser Zitierweise der "FAZ" zufolge keine Rechtfertigung für fehlerhafte Referenzierungen und Quellenangaben. Vielmehr sei der Verweis auf einen anderen Zitierstil übliche Praxis der Beschuldigten bei Plagiatsvorwürfen.

Nach ersten Vorwürfen der Plattform VroniPlag, Franziska Giffey habe in ihrer Doktorarbeit "Europas Weg zum Bürger" auf 76 von 205 Seiten schlampig oder unzureichend zitiert, prüft die FU Berlin auf Giffeys Wunsch seit Februar deren Dissertation. Wie lange das Verfahren dauern wird, ist unklar.

ckr