Das Foto zeigt den Dichter Eugen Gomringer (l-r), Frau Roth, Vertreterin des AStA der Alice Salomon Hochschule Berlin, und Bettina Völter, Prorektorin der Alice Salomon Hochschule Berlin, stehen vor dem Max Liebermann Haus am Pariser Platz, an dessen Fassade ein Gedicht Gomringers hängt.
dpa

Political Correctness
Gomringer diskutiert öffentlich über sein Gedicht "avenidas"

Nach langem Streit wurde das Gedicht eines Schweizer Lyrikers auf einer Hochschul-Fassade übermalt. Jetzt wurde mit ihm in Berlin diskutiert.

27.03.2018

Am Montag hat in Berlin ein öffentliches Gespräch mit dem Schweizer Lyriker Eugen Gomringer  stattgefunden. Es setzt eine langwierige Auseinandersetzung über sein Gedicht "avenidas" fort, das seit 2011 an der Fassade der Berliner Alice Salomon Hochschule stand und zuletzt entfernt wurde, weil es Studierende als sexistisch empfanden. Die Stiftung Brandenburger Tor hatte zu dem öffentlichen Gespräch mit Gomringer, der Prorektorin der Alice-Salomon-Hochschule (ASH), Bettina Völter, und einem Vertreter des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) eingeladen.

Am Anfang des Gesprächs stand die Frage "Was kann, was darf Kunst?". Der 93-jährige Gomringer sagte daraufhin: "Ich habe die ganze Debatte nicht verstanden [...] Es geht nicht um die Frage, was kann und was darf Kunst. In dem Fall geht es um die Frage: Was darf Kunst nicht? Die Schule sagt, was Kunst nicht darf." So berichtet die "Berliner Zeitung".

Der Lyriker sprach demnach von dem Können und Charme des Gedichtes sowie dem semiotisches Zeichen Y, das gewissermaßen den Anstoß zu einem "hermeneutischen Konflikt" gegeben hatte, "bei dem es um vieles, aber vermutlich zu allererst um Kunst gehe". 

Eine "Flut von Beschimpfungen" auf beiden Seiten

Die Sprecherin der Studierendenvertretung entschuldigte sich laut Bericht bei dem Autor für den "Tsunami" an Reaktionen, den die Diskussion ausgelöst habe – und ergänzte: "Es tut mir aber auch leid, was wir erlebt haben". Sie selbst stellte sich auf dem Podium mit einem Synonym vor, weil sie in den sozialen Medien eine "Flut" an Beschimpfungen erlitten hatte.

Die Prorektorin der ASH Bettina Völter habe ihre Entscheidung verteidigt: "Eigentlich ist nichts Schlimmes passiert, außer dass sich Wissenschaft und Kunst reiben", zitiert die Zeitung. Es handele sich nicht um Zensur, sondern einen Bildungsprozess, der zu einem guten Ende geführt habe.

Die Ehefrau Gomringers habe mit den Worten widersprochen: "Sie wissen gar nicht, was Sie für ein Feuer entfacht haben".

Er sprach vom Können und Charme des Gedichts, dem semiotischen Zeichen Y, das gewissermaßen den Anstoß gegeben hat zu einem hermeneutischen Konflikt, in dem es um vieles, aber vermutlich zu allerletzt um Kunst geht – Quelle: www.berliner-zeitung.de/29929768 ©2018

Er sprach vom Können und Charme des Gedichts, dem semiotischen Zeichen Y, das gewissermaßen den Anstoß gegeben hat zu einem hermeneutischen Konflikt, in dem es um vieles, aber vermutlich zu allerletzt um Kunst geht. – Quelle: www.berliner-zeitung.de/29929768 ©2018

Der Akademische Senat der Salomon-Hochschule hatte im Januar beschlossen, Gomringers auf Spanisch verfasstes Werk übermalen zu lassen, weil es sexistisch sei. Dabei geht es um den Satz: "Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer". Damit würden Frauen, so die Kritiker, zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bezeichnete die geplante Übermalung als überzogen und absurd.

kas

1 Kommentar

  • Johann Hartl Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Eine gewisse Nomenklatura erweitert fortgesetzt ihre Macht, und alle maßgeblichen Stellen kuschen und grüßen den Gesslerhut.