EU-Fördermittel
"Horizon-Europe"-Ausgaben um 24 Prozent geschrumpft
Eine Analyse der Statistiken der Europäischen Union zeigt, dass die Zuschüsse aus dem “Horizon-Europe”-Programm 2023 um rund ein Viertel geringer ausfielen als im Jahr davor. Das Förderprogramm hat insgesamt bis einschließlich 2027 eine Fördersumme von rund 95 Milliarden Euro vorgesehen.
Gewinner- und Verliererländer im Wettstreit um die Zuschüsse
Es gehen auch klare Gewinner und Verlierer aus den Zahlen hervor. Deutschland, Spanien und Frankreich haben zusammen Zuschläge für Projekte im Umfang von circa 5,8 Milliarden und damit rund 38 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel für Forschung und Innovation bekommen. Im Vorjahr hatten Deutschland, Spanien und Italien 4,7 Milliarden (37 Prozent) an Zuschüssen eingeworben.
Im Vorjahr gehörte Italien noch zu den Top 3. Allerdings hat es in diesem Land einen erheblichen Zuschussrückgang von 1,5 Milliarden (2022) auf 958 Millionen gegeben. Science Business zitiert Massimo Spadoni, Leiter für EU-Beziehungen beim italienischen Nationalen Forschungsrat, mit der Erklärung, dass das italienische Pandemie-Konjunkturprogramm zusätzliche Finanzierungsquellen geboten habe: "Die Bemühungen, die durch diese Ressourcen gebotenen Möglichkeiten zu maximieren, könnten dazu beigetragen haben, dass die Bemühungen der Forscher leicht und vorübergehend von EU-Förderprogrammen abgelenkt wurden."
Ein interessanter Aspekt beim Blick auf die Gelderverteilung ist, sich die Bevölkerungszahlen der bezuschussten Länder anzusehen. Dann stechen die Beneluxländer Belgien und Niederlande besonders hervor und übertreffen die Pro-Kopf-Verteilung Deutschlands um das Dreifache.
Großbritannien und China verlieren zunehmend an Bedeutung
Konzentriert man sich auf die Anteile an der Gesamtsumme, die das Förderprogramm “Horizon Europe” im letzten Jahr vergeben hat, dann gehören beispielsweise die Niederlande (10 Prozent), Belgien (7 Prozent), Österreich (3 Prozent), Ukraine, Slowenien sowie Estland und Litauen zu den Gewinnern im Vergleich zu 2022. Das Vereinigte Königreich profitierte im letzten Jahr kaum vom Förderprogramm – zu unsicher war der Verbleib des Landes im Rahmenprogramm. Immerhin waren noch rund 1.100 Institutionen an Projekten beteiligt. Großbritannien hat sich inzwischen erfolgreich um erweiterten Zugang für 2024 bemüht.
Ganz außen vor ist die chinesische Beteiligung am Förderprogramm – sowohl finanziell gesehen als auch, was die Teilhabe an Projekten angeht. Politische Spannungen und das Misstrauen gegenüber Kooperationen mit chinesischen Forschungsinstitutionen spiegeln sich hier wider. Lediglich 27 chinesische Institutionen waren 2023 gemäß der Angaben der Europäischen Kommission an Förderprojekten beteiligt. Im Vorjahr waren es immerhin noch 110.
Universitäten in Belgien, Holland und Dänemark haben 2023 stark profitiert
Science Business hat sich die Rangliste der großen Gewinner betrachtet und stellte fest, dass diese zwangsläufig von nationalen Forschungsorganisationen wie dem französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und der deutschen Max-Planck-Gesellschaft angeführt werden. Sie führen weiterhin aus, dass belgische, niederländische, dänische, italienische und irische Universitäten einen herausragenden Anteil der Zuschüsse für sich sichern konnten. Beste deutsche Hochschuleinrichtung ist die Technische Universität München auf Platz sechs mit rund 60 Millionen Fördergeld.
Inhaltliche Schwerpunkte des Horizon-Europe-Förderprogramms
In den Rechtsvorschriften für Horizon Europe werden drei Arten von Auswirkungen dargelegt, die verfolgt werden:
Wissenschaftliche Auswirkungen
- Schaffung hochwertiger neuer Kenntnisse
- Stärkung des Humankapitals in Forschung und Innovation
- Förderung der Wissensverbreitung und offene Wissenschaft
Gesellschaftliche Auswirkungen
- Umsetzung der politischen Prioritäten der EU und Bewältigung der globalen Herausforderungen durch Forschung und Innovation
- Erzielung von Vorteilen und Einfluss durch Forschung- und Innovationsmissionen
- Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Forschung und Innovation
Wirtschaftliche Auswirkungen
- Schaffung von innovationsgestütztem Wachstum
- Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen
- Mobilisierung von Forschung- und Innovations-Investitionen
Dieser Artikel wurde am 23.1. um 10 Uhr aktualisiert. Zuerst veröffentlicht wurde er am 22.1.
cva