
Kurz vor dem mutmasslichen Ende des Ausnahmezustandes in der Türkei wurden auch an den Universitäten wieder Beamte aus politischen Gründen entlassen.
Das Netzwerk Scholars at Risk (SAR) zur Unterstützung gefärdeter Forscherinnen und Forscher ist zutiefst besorgt über den Gesundheitszustand von Dr. Ahmadreza Djalali. Seit knapp drei Jahren wird der Forscher für Katastrophenmedizin im Iran festgehalten. Es bestünde der dringende Verdacht, dass er an Leukämie erkrankt sei, doch die staatlichen Behörden verwehrten ihm die medizinische Hilfe, teilte SAR mit.
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Peter-André Alt, fordert das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Ali Khamenei, in einem Offenen Brief auf, Djalali zur medizinischen Versorgung aus dem Gefängnis zu entlassen. In einer allgemeinen Mitteilung betonte Alt, sich zusammen mit internationalen Partnern "weiterhin in aller Deutlichkeit" für die Freiheit von Djalali einsetzen zu wollen. Die Wahrung der Menschenrechte und der akademischen Freiheiten seien "unumgängliche Voraussetzungen für die Zusammenarbeit auch mit iranischen Hochschulen."
Nachdem Djalali mehrmals der Besuch eines Arztes verwehrt worden war, machte ihn nach der dringenden Operation eines Leistenbruchs und darauf folgenden Blutuntersuchungen ein Arzt darauf aufmerksam, dass er Leukämie haben könnte. Auf Empfehlung des Gefängnisarztes erhielt Djalali für Februar einen Termin bei einem Spezialisten. Die Gefängnisbehörden hinderten ihn jedoch daran, zu gehen.
SAR bittet daher um Unterstützerschreiben, die die iranischen Behörden auffordern, Djalali aus medizinischen Gründen freizulassen, und bis dahin sicherzustellen, dass er sofort Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung und Medikamenten erhält.
Djalali ist gebürtiger Iraner und lebte in Schweden. Er lehrte an Universitäten in Italien und Belgien und war in verschiedene internationale Kooperationen eingebunden. Während eines wissenschaftlichen Besuchs im Iran im April 2016, wurde er laut SAR wegen "Zusammenarbeit mit feindlichen Regierungen" und "Handlungen gegen die nationale Sicherheit" verhaftet. Im Oktober 2017 sei er wegen "Verdorbenheit auf Erden" (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt worden. Einen Antrag auf Überprüfung des Urteils lehnte das oberste Gericht des Irans im Februar 2018 laut SAR-Mitteilung ab. Djalalis Gesundheitszustand habe sich während der Haftzeit kontinuierlich verschlechtert.
kas
Kurz vor dem mutmasslichen Ende des Ausnahmezustandes in der Türkei wurden auch an den Universitäten wieder Beamte aus politischen Gründen entlassen.