Francois-Philippe Champagne, kanadischer Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie
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Technologieförderung
Kanada will Innovations-Agentur gründen

Unternehmen in Kanada investieren wenig in Innovationen. Eine neue Bundesagentur soll das ändern. Diese orientiert sich am Vorbild anderer Länder.

29.04.2022

Die kanadische Regierung hat angekündigt, eine neue Förderagentur für Innovationen in Wissenschaft und Technologie gründen zu wollen. Damit soll die Innovationsbilanz des Landes verbessert werden, indem Unternehmen mehr Anreize für Investitionen erhalten. Die Regierung stellt dafür in den kommenden fünf Jahren eine Milliarde Kanadische Dollar (rund 743 Millionen Euro) aus dem Bundeshaushalt bereit, berichtete das Fachmagazin "Nature". Bislang investierten Unternehmen in Kanada 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung, im G7-Schnitt seien es 1,6 Prozent.

Auch die in Kanada 2018 eingeführten fünf sogenannten Innovations-"Supercluster" – industriegeführte öffentlich-private Innovationskooperationen – werden dem Bericht zufolge für weitere sechs Jahre mit 750 Millionen Kanadischen Dollar (rund 557 Millionen Euro) gefördert. Im Gegensatz zu den regionalen Superclustern, die auf wenige Industriezweige wie Künstliche Intelligenz ausgerichtet sind, soll die neue nationale Agentur thematisch breit aufgestellt werden. Einzelheiten über die Agentur wolle die Regierung bis Ende des Jahres bekanntgeben.

Entgegen dem Trend anderer Länder wie Japan und Großbritannien, die eine solche Agentur nach dem Vorbild der US-amerikanischen Agentur DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) anstrebten, orientiere sich Kanada jedoch an den Innovationsagenturen in Finnland und Israel.

Finnland und Israel als Vorbild bei Innovationen

Ziel sei es laut dem Regierungsberater Professor Dan Breznitz von der Universität Toronto, ähnlich schnell und unbürokratisch über Förderungen entscheiden zu können wie die Israelische Innovationsbehörde IIA, die über Bewerbungen innerhalb von zehn Wochen entscheide. Auch die Finnische Förderagentur für Technologie und Innovation (TEKES) sei ein Vorbild für Kanada, weil Finnland sein vormaliges Innovationsdefizit aus einer vergleichbaren wirtschaftlichen Lage wie Kanada mit der Agentur so weit verbessert habe, dass es nun zu den innovativsten Ländern weltweit zähle. Beide Agenturen brächten erfolgreich Forschende aus Universitäten mit Unternehmen zusammen.

Anders als DARPA in den USA strebe die kanadische Agentur Breznitz zufolge zudem Innovationen bis zur Marktreife an, statt vorwiegend unkommerzielle Erfindungen hervorzubringen oder diese militärisch zu nutzen.

Mit einem ähnlichen Ansatz wie Kanada hat die Regierung in Deutschland 2019 die Bundesagentur zur Förderung von Sprunginnovationen (SprinD) in Leipzig gegründet. Sie soll aus Ideen mehr Unternehmen und erfolgreiche Produkte generieren. Dafür stehen ihr in den ersten zehn Jahren rund eine Milliarde Euro zur Verfügung. Seit der Gründung hat die Agentur bislang zwei Förderrunden gestartet.

ckr