KIT-Gebäude
Manuel Balzer, KIT

Forschungseinrichtungen
KIT bekommt bundesweit einzigartige Rechtsform

Am Karlsruher Institut für Technik rücken Universität und Großforschungszentrum näher zusammen. Das soll die Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

04.02.2021

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will sich im internationalen Wettbewerb von Wissenschaft und Forschung besser aufstellen. Das soll mit einer vom Stuttgarter Landtag am Mittwoch verabschiedeten Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land gelingen. Die hebt die Unterscheidung zwischen Universitäts- und Großforschungsbereich auf und verleiht den Aufgaben des KIT, Universität und Helmholtz-Forschung, einen einheitlichen und bundesweit einmaligen Rechtsrahmen.

Der neue Rechtsrahmen sorgt dafür, dass zum Beispiel Anteile von Lehre und Forschung bei Professuren flexibler gestaltet werden können, sagte KIT-Präsident, Professor Holger Hanselka, der Deutschen Presse-Agentur. Gerade für internationale Forscher werde das KIT dadurch interessanter. Auch hoffe er darauf, mit den neuen Möglichkeiten mehr Frauen nach den Promotionen für die Arbeit am KIT gewinnen zu können.

"Wir werden bei Berufungen andere Persönlichkeiten ansprechen können", kündigte Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) an. Die neuen Stellen seien für Menschen reizvoll, die an der Schnittstelle von Forschung und Lehre arbeiten wollten. "Und die es auch als Bereicherung empfinden, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten." Laut Hanselka geht ein Drittel der KIT-Professoren in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand.

Auch Studierende sollen profitieren, weil sie Zugang zu großen Laboren bekämen und sich noch intensiver mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem vormaligen Großforschungsbereich austauschen könnten. "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT werden künftig Universitäts- und Großforschungsaufgaben gleichermaßen wahrnehmen können", sagte KIT-Präsident Hanselka. Er sprach von einem besseren Austausch und einer Stärkung der "Wissenschaft für die Gesellschaft".

Karliczek: Fusion mit "Magnetwirkung"

Das KIT wurde am 1. Oktober 2009 als Zusammenschluss der Universität Karlsruhe und der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH gegründet. Es ist bislang sowohl Universität als auch Großforschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Auf der einen Seite stehen damit Lehre und Grundlagenforschung, auf der anderen die eher strategische und anwendungsorientierte Forschung zum Einfluss des Klimawandels oder der technologischen Entwicklungen auf das Leben auf der Erde.

Die Exzellenzuniversität mit etwa 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie rund 24.000 Studierenden ist bundesweit die erste Institution, die die Grenzen zwischen universitären und außeruniversitären Einrichtungen auflöst. Aus Sicht von Bauer könnte das Vorbildcharakter haben, auch wenn es wenig vergleichbare Konstrukte gibt. Die strikte Trennung der beiden Bereiche habe der Wissenschaft nicht gutgetan, sagte die Ministerin. Daher setze sie auf Kooperation. So arbeiteten etwa das Uniklinikum Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum zusammen.

Universitäten werden größtenteils vom Land finanziert, der Großteil der Großforschungsaufgaben vom Bund. Daran werde sich nichts ändern, sagte Bauer. Ab 2023 sollen die Gelder des Bundes aber über das Land an das KIT weitergegeben werden. Mit einer von ihr und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) unterzeichneten Vereinbarung könnten vor allem in den Bereichen Personal und Finanzen neue Rechtskonstruktionen geschaffen, Abläufe vereinfacht und Forschung aus einer Hand betrieben werden.

Bundesministerin Karliczek erklärte, die Fusion stärke den Wissenschaftsstandort Deutschland insgesamt und erhöhe die internationale Anziehungskraft. "Ich bin überzeugt, dass wir vom KIT in Zukunft große Innovationen und starke Impulse für den Wissens- und Technologietransfer erwarten können." FDP-Hochschulpolitiker Stephen Brauer begrüßte, dass unterschiedliche Regelungen bei den Reisekosten oder der Bezahlung des Personals der Vergangenheit angehören sollen. Allerdings sei das Potenzial der Fusion nicht ausgeschöpft worden. Es bleibe viel Bürokratie bestehen, weil etwa die Buchführung weiterhin zwischen dem universitären und dem Forschungsteil unterscheiden müsse, um die korrekte Mittelverwendung zu belegen.

Mit der Umsetzung der Fusion soll es sofort losgehen, wie KIT-Präsident Hanselka ankündigte. "Der internationale Wettbewerb ist so rasant, da dürfen wir keine Zeit verlieren." Nach einer dreijährigen Übergangsfrist soll die Umsetzung vollzogen sein.

dpa/kas