Das Foto zeigt ein Panorama der Stadt Austin in Texas, USA.
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Meinungsfreiheit
Konservative gründen eigene Uni in Austin

Einige Akademiker sehen ihre Ansichten an US-Hochschulen bedroht. Daher gründen sie nun in Texas eine neue Universität, die Meinungsfreiheit anstrebt.

12.11.2021

Einige Akademikerinnen und Akademiker mit konservativen Ansichten fühlen sich an Hochschulen in den USA inzwischen so unerwünscht, dass sie eine neue Universität in der texanischen Hauptstadt Austin gründen wollen. Mehrere internationale Medien berichteten, unter anderem die "New York Times", die "Süddeutsche Zeitung" und die "FAZ". Angesichts sich verengender Diskursräume an Universitäten und einer Debattenkultur, die von Selbstzensur und Intoleranz für die Gegenseite geprägt sei, solle die neuartige Uni eine neue Heimat für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sein, die sich an ihrer alten Hochschule nicht mehr willkommen fühlten.

Zu den Mitgründern gehört demnach Joe Lonsdale, ein konservativer Unternehmer und Millionär, der vergangenes Jahr aus Kalifornien nach Texas umgesiedelt war – müde der "intoleranten Linken", wie er seinen Schritt begründete. Zum Gründerkreis gehörten auch der Stanford-Historiker Niall Ferguson, die ehemalige New York Times-Kollumnistin Bari Weiss und die Evolutionsbiologin Heather Heying. Mit der neuen Uni in Austin reagieren die Gründer den Berichten zufolge auf Missstände, die sie an den renommiertesten US-Hochschulen ausgemacht zu haben meinen. Dort sehen sie eine wachsende Ideologie der Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, die ernsthafte Debatten um Meinungsunterschiede rar mache. Der zunehmende Druck gegen Abweichler von einheitlichen Ansichten führe dazu, dass brilliante Köpfe Hochschulen verließen. Sie selbst wollten sich in Austin für freie Meinungsäußerung einsetzen.

Toleranz für konträre Ansichten angestrebt

Präsident in Austin soll laut Berichten Pano Kanelos werden, der zuvor das kleine St. John’s College in Maryland geführt habe. Den Wechsel begründe dieser mit Studien und Umfragen, die die wachsende Intoleranz belegten. Als Prinzipien für die neue Hochschule sollen ihm zufolge Demut, das Streben nach Wahrheit, Würde für alle und mehr Toleranz für konträre Ansichten gelten. Eines der ersten Mitglieder der neuen Uni sei der Philosoph Peter Boghossian, der vergangenen Herbst die Portland State University verlassen habe, nachdem er dort ein Forschungsverbot erhalten hatte. Eine weitere Mitarbeiterin ist einem Bericht zufolge Kathleen Stock, die kürzlich die University of Sussex aufgrund anhaltender Kontroversen über ihre Ansichten zur Geschlechtsidentität verlassen hat.

Zum Beraterkreis der neugegründeten Hochschule gehörten zudem der Ökonomieprofessor und ehemalige Harvard-Präsident "Larry" Summers, die Wirtschaftsprofessoren Tyler Cowen und Glenn Loury und weitere Forschende. Zwei anfängliche Berater, der Harvard-Psychologe und Linguist Steven Pinker sowie der Kanzler der University of Chicago Robert Zimmer, hätten sich innerhalb kürzester Zeit wieder von der neuen Hochschule distanziert.

Die Lehre an der University of Austin, oder kurz UATX, genannten Hochschule solle kommenden Sommer zunächst mit "Forbidden Courses" starten. Diese Kurse sollen Diskussionen zu "provokativen Fragen" ermöglichen und richte sich an externe Studierende. Im Herbst 2022 sollten dann Masterstudiengänge beginnen, ab 2024 soll es auch Bachelorstudierende geben. Die Lehre soll traditionell vor Ort und in Präsenz stattfinden, die Studiengebühren geringer ausfallen als an den meisten Topadressen des Landes. Eine Akkreditierung und einen festen Standort habe die neue Uni bislang nicht, das Startkapital von zehn Millionen US-Dollar sei aber schon gesammelt worden.

aktualisiert am 16.11.2021, zuerst veröffentlicht am 12.11.2021

ckr