Illustration: Frau mit Megaphon spricht aus einem Smartphone.
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Corona-Pandemie
Politische Partizipation kaum eingeschränkt

Soziales Engagement ist von der Pandemie stärker beeinträchtigt als die politische Partizipation. Dies zeigt eine Umfrage aus dem Herbst 2020.

29.06.2021

Der Anteil der Menschen, die 2020 an Demonstrationen teilgenommen haben, liegt mit 18 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres, wie die Längsschnittstudie der Forschungsgruppe "Digital Citizenship" des Weizenbaum-Instituts zeigt. Mehr betroffen von den pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens sei das soziale Engagement. So haben laut der Studie vor allem die unter 35-Jährigen deutlich weniger Menschen in sozialen Organisationen mitgearbeitet: 36 Prozent statt 45 Prozent (2019). Der Bedeutungsverlust der Parteien sei demgegenüber ein längerfristiger Trend: Statt 13 Prozent aus dem Jahr 2019, gaben nunmehr 7 Prozent der Befragten an, Mitglied in einer Partei zu sein.

Die Mehrheit der Bevölkerung zeigt Interesse an politischen Themen (89 Prozent) und befürwortet demokratische Prozesse, Institutionen und Normen (77 Prozent), berichtet die Studie. Allerdings sei die politische Partizipation in Deutschland ungleich verteilt: Menschen mit niedrigerer formaler Bildung beteiligten sich weniger an Politik. Vor allem bei Online-Angeboten, wie Petitionen oder Diskussionen, seien Bevölkerungsgruppen mit höherer formaler Bildung zum Teil doppelt so aktiv wie formal niedriger gebildete Bevölkerungsgruppen: Unter den Personen mit höherem Bildungsabschluss (Abitur und höher) beteiligten sich 63 Prozent an Petitionen, während nur 39 Prozent der Menschen mit maximal einem Hauptschulabschluss diese Aktivität nannten. Die Forschenden schließen daraus, dass digitale Medien zumindest vordergründig wenig zu einer stärkeren gesellschaftlichen Inklusion und einem Abbau gesellschaftlicher Spaltungen beitragen; sie scheinen die Kluft im Gegenteil sogar noch zu vergrößern. Demgegenüber sei die Mitarbeit in sozialen Organisationen gleichmäßiger auf die unterschiedlichen sozialen Gruppen verteilt.

Hassrede im Internet und Falschmeldungen sind weitere Themen der Studie: 51 Prozent der Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Deutschland sei im vergangenen Jahr mit Hassrede in Berührung gekommen, 30 Prozent haben entsprechende Beiträge gemeldet und 40 Prozent hätten sich schon öffentlich gegen Hass im Internet ausgesprochen. Falschmeldungen haben laut der Umfrage 40 Prozent der Befragten gesehen. Nur 27 Prozent haben diese dann auch gemeldet.

Für die Studie wurden im Herbst 2020 über 950 in Deutschland lebende Personen telefonisch befragt. Etwa zwei Drittel davon haben bereits im Jahr 2019 teilgenommen, was dem Konzept der Studie als Panelbefragung entspräche. Laut diesem sollen in jedem Jahr dieselben Personen befragt werden. Dies erlaube eine Beobachtung von Entwicklungen im Zeitverlauf. Ein weiteres Drittel an Befragten wurde nach einem wissenschaftlichen Zufallsverfahren aus der deutsch-sprachigen Bevölkerung in Deutschland ab 16 Jahren ergänzend ausgewählt, nachdem Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Befragungspanel ausgestiegen waren.

 

cpy