Illustration von Passwörtern mit offenen und geschlossenen Vorhängeschlössern
mauritius images / Pixtal

Ukraine-Krieg
Akademiker programmieren im Krieg

Cyber-Kriegsführung ist von Beginn an Teil des Ukraine-Kriegs. Auch Forschende und Studierende der Informatik unterstützen ihr Land technisch.

17.03.2022

Schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs haben verschiedene Medien über Cyberangriffe gegen ukrainische Institutionen berichtet, die russische Regierung hatte die Verantwortung abgelehnt. Parallel zur russischen Invasion der Ukraine hat der ukrainische Minister für Digitale Transformationen, Mychaljlo Fedorow, auf Twitter die Errichtung einer "IT-Armee" verkündet, wie verschiedene Medien berichteten. Im Namen der ukrainischen Regierung sei auf Hackerplattformen um Unterstützung für die Cyber-Abwehr des Landes aufgerufen worden, meldete etwa die Nachrichtenagentur "Reuters". Die ukrainische Regierung habe einen frei zugänglichen Chat des Messanger-Dienstes Telegram zur Verfügung gestellt, auf dem sich Aktivistinnen und Aktivisten absprechen könnten. Inzwischen hat die Gruppe laut der Onlinezeitung "Euractiv" über 300.000 Abonnentinnen und Abonnenten.

Das Magazin "Times Higher Education" (THE) berichtete am Mittwoch, dass sich ukrainische Lehrende und Studierende der Informatik an dem Cyber-Krieg beteiligten. Demnach programmierten sie Anwendungen, die sowohl die Zivilbevölkerung als auch die ukrainische Armee im Krieg mit Russland unterstützen könnten.

Programmieren für Volk und Armee

"THE" berichtet von der Fakultät für Informatik der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie, wo ein Chatbot für Telegram entwickelt worden sei, der Nutzerinnen und Nutzern etwa erlaube, nach Städten oder Regionen gefiltert, Hilfsangebote zu suchen oder anzubieten. In Arbeit sei noch ein Bot, der psychologische Unterstützung bieten soll, ebenso wie ein Programm, das mit maschinellem Lernen Informationen über die militärischen Bewegungen der russischen Truppen im Land aus Sozialen Medien miteinander abgleicht und in eine Karte überträgt.

Diese Entwicklungen dienten einerseits dazu, Land und Leuten zu helfen, andererseits gebe es den Studierenden eine sinnvolle Aufgabe und das Gefühl, einen Beitrag zu den Verteidigungsbemühungen zu leisten. Die Studierenden seien auch damit beschäftigt, Schwächen in den russischen Computersystemen zu finden, damit diese dann von anderen gezielt angegriffen werden könnten. Das Hacken selbst werde allerdings nicht unterrichtet.

Niedrigschwellige Cyber-Angriffe

Hacker würden sich über die Telegram-Gruppe der ukrainischen Regierung koordinieren und dann niedrigschwellige Cyber-Angriffe auf russische Ziele ausüben. Dieser Cyber-Aktivismus könne nach hinten losgehen, schreibt "Euractiv". Dass der Chat frei zugänglich sei, erlaube Nutzerinnen und Nutzern Informationen an die russische Regierung weiterzugeben. Durch die Cyber-Angriffe könnten die russischen Behörden auf Schwachstellen in ihrer IT-Infrastruktur aufmerksam gemacht werden und diese schließen. Dies verhindere, dass sie von besser organisierten, staatlichen Akteuren ausgenutzt werden könnten. Allgemein hat der russisch-ukrainische Konflikt laut "Euractiv" ein neues Maß an Cyber-Kriegsführung in beiden Richtungen provoziert.

cpy