Schweizer Flagge und Europa-Flagge vor einem See
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Forschungsförderung
ERC-Stipendien für Schweizer Forschende

Ab 2024 kann die Schweiz Zuschüsse über den Europäischen Forschungsrat erhalten. Es gibt nur noch einige politische Hürden.

21.12.2023

Bei den Verhandlungen zwischen Brüssel und Bern gab es Fortschritte: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz sollen ab dem nächsten Jahr wieder die Möglichkeit haben sich auch um Stipendien des Europäischen Forschungsrats (ERC) zu bewerben. Vergangenen Freitag unterzeichnete der regierende Bundesrat der Schweiz den Entwurf eines Verhandlungsmandats mit der EU und ebnete damit den Weg für die Aufnahme offizieller Verhandlungen in 2024. Gefolgt von Sondierungsgesprächen über alles von Lebensmittelsicherheit bis hin zu Finanzmärkten. Das berichtete jüngst das Online-Fachmagazin "Science Business".

Wenn diese Gespräche – voraussichtlich irgendwann im Frühjahr –  beginnen, wird die EU "Übergangsmaßnahmen" erlassen, um Schweizer Forschenden die Beantragung von ERC-Grants im Jahr 2024 zu ermöglichen, noch bevor eine Einigung über die Assoziierung für das Programm "Horizont Europa" erzielt wird, so die Kommission. "Übergangsregelungen werden es uns ermöglichen, ab den Ausschreibungen im Rahmen des ERC-Arbeitsprogramms 2024 wieder Bewerbungen von Forschern mit Sitz in der Schweiz anzunehmen", sagte ERC-Präsidentin Maria Leptin. "Das haben wir nicht erwartet", sagte Xavier Pilloud, von Netzwerk Future, einer Interessensgemeinschaft von Schweizer Universitäten, Forschungsförderern und Abgeordneten.

Fortschritt, aber auch noch ein langer Weg

Die Schweiz ist seit langem an EU-Rahmenprogramme für Forschung und Innovation beteiligt. Nachdem das Land 2021 die Verhandlungen zur Neugestaltung der Beziehungen des Landes zur EU aufgegeben hatte, wurde die Schweiz jedoch aus Horizont Europa ausgeschlossen. Die Gespräche wurden laut "Science Business" im Hintergrund fortgesetzt. Nun sollen sie auch wieder auf formeller Ebene stattfinden. Teil davon sollen auch die Verhandlungen über eine Assoziierung mit Horizont Europa sein. Dies ist ein schnellerer Zeitplan als erwartet. Denn der erste förderfähige ERC-Aufruf dürfte der 2024 Advanced Grants sein, der am 29. Mai eröffnet werden soll. "Diese Nachricht ist eine große Erleichterung für die gesamte akademische Gemeinschaft der Schweiz", sagte Luciana Vaccaro, Präsidentin des Dachverbandes Swissuniversities.

"Wir begrüßen diesen Fortschritt sehr, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns", sagte Yves Flückiger, Rektor der Universität Genf gegenüber Science Business. "Formelle Verhandlungen über die vollständige Assoziierung der Schweiz an den Forschungs-, Innovations- und Bildungsprogrammen der EU können erst beginnen, wenn die globalen Verhandlungsmandate der Schweiz und der EU verabschiedet wurden, wahrscheinlich nicht vor März 2024", sagte er. Außerdem muss die Horizont-Vereinigung vereinbart werden, bevor Schweizer Bewerberinnen und Bewerber Geld für den ERC erhalten können. Damit soll verhindert werden, was in Groß-Britannien passiert ist: Dort konnten sich Akademiker für Horizont Europa-Programme bewerben, aber bekamen kein Geld, weil die Partnerschaft nicht unterzeichnet wurde.

Da die Schweiz ein weltweit führender Forschungsstandort ist, begrüßten die Dachverbände aus Deutschland, Frankreich, den Vereinigten Königreich und der Schweiz die Einigung: "Angesichts der vielfältigen geopolitischen und ökologischen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, ist die Assoziierung der Schweiz von entscheidender Bedeutung, damit Europa seine globale Wettbewerbsfähigkeit festigen und die Zukunft nachhaltig und souverän gestalten kann", heißt es in der gemeinsamen Erklärung von über sechzig europäischen Universitäten.

kfi