Illustration: Eine Figur kehrt der EU-Flagge den Rücken zu und schwenkt die Schweizer Fahne.
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Europäische Hochschulen
Schweizer Universitäten um neue Verbündete bemüht

Schweizer Hochschulen wollen den Anschluss an die europäische Forschungslandschaft nicht verpassen. Statt "Horizon Europe" suchen sie andere Kontakte.

25.01.2023

Die Schweiz ist aktuell von der europäischen Forschungsförderung ausgeschlossen, da sie weiterhin nicht den Status eines assoziierten Mitglieds in der EU hat. Programme wie "Horizon Europe" und "Erasmus+" sind Schweizer Hochschulen daher verschlossen. Um dies zumindest teilweise zu kompensieren und ihre Position in der europäischen Forschungslandschaft zu erhalten, versuchen die Universitäten direkte Allianzen mit europäischen Hochschulen einzugehen, wie das Informationsportal "Swissinfo" am Dienstag berichtete.

Zuletzt sei mit der Universität Bern am 1. Dezember eine weitere Hochschule dem "Enlight"-Hochschulverband beigetreten, dem bereits neun andere Hochschulen in ganz Europa angehören. Die stellvertretende Rektorin der Universität Bern, Professorin Virginia Richter, sagte gegenüber "Swissinfo", dass die Mitgliedschaft bei "Enlight" der Universität erlaube, einen aktiven Anteil an der sich schnell wandelnden europäischen Hochschullandschaft zu haben.

Schweizer Hochschulen in europäischen Hochschulallianzen

Laut Bericht sind inzwischen sechs der zwölf Schweizer Traditionsuniversitäten und eine Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), Mitglied einer der Allianzen im EU-Programm "Europäische Hochschulen". Vier weitere planten, sich 2023 mit Bewerbungen zu beteiligen. Dies zeige, dass die Zusammenarbeit mit europäischen Netzwerken für die Schweizer Hochschulen nach wie vor sehr wichtig sei. Die direkten Verbindungen zu den Hochschulen könnten allerdings nicht den vollen Zugang zu "Horizon Europe" und "Erasmus+" ersetzen, zitiert "Swissinfo" weitere Leiterinnen und Leiter der Schweizer Hochschulen.

2022 hatte die EU den Schweizer Universitäten erlaubt, an ihrem "Europäische Hochschulen"-Programm als assoziierter Partner teilzunehmen. Die Initiative wirbt dafür, dass Universitäten in Europa auf dem institutionellen Level miteinander kooperieren, was gemeinsame Gründungen, Forschung und Lehre erleichtern soll. Studierende sollen im Rahmen der Zusammenschlüsse gemeinsame Abschlüsse mehrerer Hochschulen erwerben können. Allgemein hat das Programm zum Ziel, europäische Hochschulen im internationalen Wettbewerb zu stärken. Schweizer Hochschulen erhalten über ihre Teilnahme an den Allianzen allerdings keine EU-Fördergelder für die Finanzierung gemeinsamer Projekte, da diese für die Hochschulen aus EU-Mitgliedsstaaten von "Erasmus+" kommen. Die Schweiz finanziert die Projekte laut Bericht stattdessen über ihre nationale Agentur für Austausch und Mobilität "Movetia", einen Teil der Kosten tragen die Hochschulen selbst.

Verhandlungen über die langfristigen Beziehungen zur EU hatte die Schweiz im Jahr 2021 abgebrochen. In der Folge hatte die EU die Schweizer Beteiligung an "Horizon Europe" stark begrenzt, indem sie der Schweiz den Status eines nicht-assoziierten Drittstaates gab. Bereits 2014 hatte die EU in der Folge früherer Streitigkeiten den Schweizer Zugang zu dem Programm "Erasmus+" begrenzt. Aktuell pausieren die Verhandlungen und die Schweizer Wissenschaftscommunity ist "Swissinfo" zufolge pessimistisch bezüglich einer Verbesserung der Lage in der nahen Zukunft.

cpy