Nahaufnahme von Gerste in einem Gewächshaus
mauritius images / Westend61 / Rainer Dittrich

Gentechnik
Wissenschaftler fordern Erhalt von Standards

Wissenschaftler und das Bundesamt für Naturschutz warnen vor der Freisetzung von gentechnisch veränderten Viren. Das Vorsorgeprinzip müsse bleiben.

10.01.2022

Ein aktueller Artikel in der Fachzeitschrift "Science" warnt vor einer Abkehr von gut etablierten und evidenzbasierten wissenschaftlichen Normen in der Gentechnik. Dabei geht es um die potentielle Freisetzung von gentechnisch veränderten Viren (GV), die sich selbst ausbreiten. Die Labormodifikationen der Viren seien genetisch zu flexibel, um sicher und vorhersehbar außerhalb geschlossener gentechnischer Anlagen verwendet zu werden, warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien, Südafrika, Deutschland und den USA in dem vergangene Woche veröffentlichten Artikel. An diesem beteiligt ist auch das für die Einhaltung des Gentechnikgesetzes zuständige Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Anlass für die Warnung seien neue Vorschläge, GV Viren in die Umwelt freizusetzen und damit die geltende Norm bei der jahrzehntealten Technik zu brechen. Beispielsweise in der Landwirtschaft würden diese Viren im Pflanzenschutz oder als Vektoren zur gentechnischen Veränderung von Nutzpflanzen erforscht. Auch im Wildtiermanagement werde diskutiert, GV Viren als sich selbst ausbreitende Impfstoffe einzusetzen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern in ihrer Publikation, das Vorsorgeprinzip einzuhalten, wonach mögliche Schäden durch gentechnisch veränderte Organismen im Voraus zu bedenken und möglichst zu vermeiden sind. Dies gelte nicht nur für GV Viren, sondern für alle gentechnischen Freisetzungen. Die Dynamik ihrer Ausbreitung und Veränderung in der Natur dürfe nicht unterschätzt werden, da diese Risiken für Mensch und Umwelt bergen könne. Das betreffe beispielsweise auch das Genome Editing bei Nutzpflanzen.

ckr