Studentin mit Aktenordner und Unterlagen für eine Hausarbeit
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Sprache
Flugblätter gegen gendergerechte Sprache an Unis verteilt

An Universitäten kursieren derzeit Flyer, die Studierende aufrufen, vor Gericht zu gehen. Der Streitpunkt: geschlechtergerechte Formulierungen.

31.10.2019

Der Verein Deutsche Sprache hat an mehreren deutschen Hochschulen Flugblätter gegen den "Gendersprech" verteilt. Mit dem Flyer sucht der Verein "mutige Studenten", die gegen ungerechte Noten und "rechtswidrige sprachpolizeiliche Genderregeln" in Seminar- und Abschlussarbeiten klagen. Dabei verspricht der Verein Prozesskostenhilfe, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete.

Das Flugblatt kursiert demnach in Hörsälen und Mensen, unter anderem an der Universität Greifswald. 5.000 Flyer habe der Verein nach eigenen Angaben bundesweit in Umlauf gebracht. Auch einzelne Lehrstühle und Dozenten hätten den Flyer angefragt. Gesucht wird ein Präzedenzfall. Immer wieder hätten sich Studierende an den Verein gewandt, die sich "durch das Gendern gegängelt fühlen", aber sich nicht trauten, rechtlich dagegen vorzugehen. "Wir würden es daher gerne rechtlich klären lassen, ob Dozenten eine solche Kunstsprache zur Pflicht für ihre Studenten machen können", sagte der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Holger Klatte, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".

Greifswald sei bei der Aktion ein Schwerpunkt, weil dort "besonders dirigistische Eingriffe beschlossen" worden seien. "Der Inhalt des Flyers ist befremdlich", sagte die Greifswalder Lingustikprofessorin Konstanze Marx. Zwar habe der Senat der Universität im April beschlossen, ab dem Wintersemester geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, die Vorgaben betreffen laut Marx aber vor allem offizielle Dokumente der Hochschule wie Satzungen oder Prüfungsordnungen. Studentische Arbeiten zählten nicht dazu. Eine Sprachpolizei gebe es in Greifswald nicht, sagte Marx.

In den Vorgaben für Seminar- und Abschlussarbeiten von Marx stünden keine Regeln zum Gendern. An der Theologischen Fakultät in Greifswald nennt die Handreichung tatsächlich geschlechtergerechte Formulierungen als einen von acht formalen Bewertungskriterien. Auf die Note habe das Gendern jedoch keinen Einfluss. "Es gibt keinen einzigen Fall an unserer Fakultät, in dem geschlechtergerechte Sprache in Hausarbeiten beurteilungsrelevant geworden ist", sagte der Studiendekan Heinrich Assel der „Süddeutschen Zeitung“. Wichtiger als das Gendern seien für die Noten vor allem Inhalt und Aufbau der Arbeit sowie das Einhalten der Zitierregeln.

ckr