rotes Ei, buntes Ei und blaues Ei
mauritius images / StellaPhotography / Alamy

Geschlechter-Forschung
Bundesregierung setzt auf Genderforschung

Die Geschlechterforschung kann wertvolle Erkenntnisse für eine chancengerechte Politik liefern. Die Bundesregierung fördert gendersensible Forschung.

29.07.2019

Die Bundesregierung legt großen Wert auf Genderstandards in der von ihr geförderten oder beauftragten Forschung. Forschungsfragen sind ihrer Ansicht nach systematisch geschlechtsdifferenziert zu betrachten. In der Konzipierung, Durchführung oder Überprüfung von Forschungsarbeiten kann es zu geschlechterbezogenen Verzerrungseffekten kommen. Die Geschlechterforschung liefert grundlegende Erkenntnisse, wie diese Verzerrungseffekte erkannt und vermieden werden können. Darauf aufbauende politische Maßnahmen können so geschlechtersensibel gestaltet werden. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor.

Die Bundesregierung misst demnach der Genderforschung und Gleichstellung insgesamt eine große Bedeutung bei. Eine Sachverständigenkommission erarbeite beispielsweise einmal pro Legislaturperiode einen Gleichstellungsbericht auf Grundlage der genderorientierten Forschung. Dieser zeige dem Parlament, in welchen Feldern gesellschaftspolitische Fortschritte wichtig wären, um Chancengerechtigkeit für Frauen zu verwirklichen.

Förderung zeigt Wirkung

Die Bundesregierung fördere über das BMBF direkt oder indirekt mehrere Projekte der Genderforschung. Dazu gehörten etwa die circa 120 Projekte der Richtlinie "Frauen an die Spitze", die von 2007 bis 2015 mit insgesamt rund 37 Millionen Euro gefördert wurden. Mit den Projekten sollte die Beteiligung von Frauen im Wissenschaftssystem und in der Wirtschaft gesteigert werden.

Mit der Richtlinie "Erfolg mit MINT" sollen zudem mehr Frauen für MINT-Berufe gewonnen werden. Die 55 geplanten Vorhaben umfassen rund 22 Millionen Euro. Im Rahmen des "Professorinnenprogramms" des Bundes und der Länder seien seit 2017 rund 945.000 Euro für Professuren mit Denomination "Gender" aufgewendet worden.

Die Bundesregierung hält die Genderforschung für bereits "verankert" in der Wissenschaftslandschaft, unter anderem durch 217 Professuren mit einer Voll- oder Teildenomination "Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies" an deutschsprachigen Hochschulen. Die Geschlechterforschung habe insgesamt gleichwertige Förderchancen wie andere Wissenschaftsgebiete; die Förderquoten seien vergleichbar zu anderen Fächern.

Eine Frage der Wissenschaftsfreiheit

In Gesprächen mit Vertretern der ungarischen Regierung habe die Bundesregierung wiederholt ihre Sorge über die Rücknahme der Akkreditierung von Gender-Studiengängen sowie über die Streichung der Genderforschung zum Ausdruck gebracht. Sie thematisiere regelmäßig die Entwicklung der Hochschulautonomie und der Wissenschaftsfreiheit. Gemeinsam mit ihren EU-Partnern setze sich die Bundesregierung im gegen Ungarn initiierten Artikel-7-Verfahren des Europäischen Parlaments für die Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit ein.

Die Bundesregierung bekennt sich in dem Schreiben zum konstruktiven Diskurs als elementarer Grundlage der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Wissenschaftsfreiheit impliziere auch eine besondere Verantwortung der Wissenschaft, einschließlich der Genderforschung. Die Ergebnisse der Geschlechterforschung leisteten demnach wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung gesellschaftspolitischer Fragestellungen.

ckr