Öllampe mit mehreren Flammen und Figur.
J. Eber/Staatliche Antikensammlung München

Archäologie
Antike Beleuchtung erleben

Eine neue Sonderausstellung in München macht das römische Kunstlicht erfahrbar. Zwischen Antike und High-Tech.

05.11.2022

Beleuchtung ist ein Schlüssel zum Verständnis sozialen Lebens in historischen Gesellschaften. Dieser Überzeugung folgt das Forschungsprojekt "Neues Licht aus Pompeji" an der Ludwig-Maximilians Universität (LMU) und die gleichnamige Ausstellung in der Staatlichen Antikensammlung München. Die Ausstellung wird am kommenden Mittwoch eröffnet und zeigt laut Mitteilung der LMU, wie in der Antike gesehen wurde und welche Seherfahrungen die Menschen der römischen Gesellschaft durch ihre Beleuchtung machten.

Bis zum 2. April 2023 können Besucherinnen und Besucher demnach 180 Bronzeoriginale aus Neapel und Pompeji und digitale Lichtsimulationen entsprechend einer "Archäologie der Sinne" erleben. Kandelaber, figürliche Lampen und Fackelhalter brannten in römischen Häusern im ersten Jahrhundert nach Christus mit Öl und laut dem Forschungsteam um Professorin Ruth Bielfeldt nicht nur nach Einbruch der Dunkelheit. Wer versuche, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, erfahre den "Bruch zu unserem heutigen Umgang mit Licht", so Bielfeldt. Zeit und Zeitempfinden seien ganz anders strukturiert gewesen, das Leben im römischen Haus habe anders mit Tag und Nacht gearbeitet. Antike Lampen modulierten Licht, machten es als Lichtstrom, Reflektion und Schattenwurf für das Auge erfahrbar.

Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts wurden originale Bronzelampen aus Pompeji untersucht und hinsichtlich ihrer Technik, Praxis und Ästhetik analysiert. Mithilfe archäologischer und naturwissenschaftlicher Methoden hat das Team der Mitteilung zufolge die Lichteffekte verschiedener Materialien erforscht und digital in 3D-Simulationen visualisiert, um die Wechselwirkung von Licht, Raum und menschlichem Auge zu beschreiben: Das "Virtuelle Triklinium" beispielsweise sei ein wissenschaftlich erarbeitetes Virtual-Reality-Szenario eines pompejanischen Gelageraums. Parallel dazu seien Texte der Literatur ausgewertet worden, die Licht und antike Lichtkultur thematisieren. Die neuen Erkenntnisse zur römischen Lichtkunst erweiterten nun unsere Perspektive auf vielfältige Aspekte des sozialen Lebens, allen voran das römische Gastmahl: "Die Festkultur und ihre zentralen Rituale können wir durch das Licht besser verstehen", so Bielfeldt.

cpy