Globaler Wasserkreislauf
Die Welt steckt in einer Wasserkrise
Der weltweite Wasserkreislauf ist durch jahrzehntelanges Misswirtschaften in einer Krise, die nicht länger ignoriert werden darf. Die Fluten, Dürren und andere extreme Wettergeschehnisse sind keine Ausnahmen, sondern Anzeichen, dass der globale Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht geraten ist. So formuliert es eine im Mai 2022 gebildete Kommission der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Bericht, den sie am Freitag im Vorfeld der UN-Wasserkonferenz veröffentlicht hat.
In dem Report "Turning the Tide: A Call to Collective Action" ruft die Kommission dazu auf, sieben zentrale Forderungen umzusetzen, um die globale Wasserkrise zu stoppen. Die Welt müsse gemeinsam handeln. Aktuelle lokale Bemühungen ignorierten, dass die Länder voneinander abhängig seien: nicht nur durch grenzüberschreitende Flüsse und Grundwasserströme, sondern auch durch den atmosphärischen Fluss des Wasserdampfes.
Sieben Forderungen für den Wasserkreislauf
Die Welt müsse erstens den Wasserkreislauf als globales Gemeingut wahrnehmen und ihn schützen. Zweitens müsse das Menschenrecht auf sauberes Wasser zum Ziel der Wasserpolitik werden. Drittens dürfe Wasser nicht länger preislich abgewertet werden, da nur angemessene Preise und gezielte Unterstützung der Armen eine effizientere Wassernutzung sicherstellen könnten. Dementsprechend müssten viertens die milliardenhohen Subventionen für die Wassernutzung in der Landwirtschaft Schritt für Schritt abgebaut werden. Im gleichen Zusammenhang solle durch einen Wasser-Fußabdruck offengelegt werden, wieviel Wasser von unterschiedlichen Wirtschaftszweigen verbraucht werde.
Fünftens sollten internationale Wasserpartnerschaften gegründet werden, die in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in den Zugang zu Wasser investierten. Sechstens müssten bestehende Möglichkeiten besser genutzt werden, wie etwa durch die Verstärkung von Grundwasserspeichern oder indem das industrielle Abwasser vermehrt recycelt wird. Siebtens müsse stärker international zusammengearbeitet werden. So müsse der sparsame Umgang mit Wasser beispielsweise in Handelsabkommen berücksichtigt werden. Auch sollten internationale Abkommen sicherstellen, dass das Wassermanagement global verbessert werde.
Wasserwirtschaft, Klimawandel und Biodiversität hängen eng zusammen
Werden diese Forderungen nicht umgesetzt, drohe die Welt auch beim Aufhalten des Klimawandels zu scheitern und den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung nicht nachzukommen. Wasserkrise, globale Erwärmung und sinkende Biodiversität hängen zusammen und verstärken sich gegenseitig, so die Expertinnen und Experten. Das menschliche Verhalten beeinflusse den gesamten hydrologischen Kreislauf und gefährde den Niederschlag, der Quelle allen Frischwassers ist. Indem der Mensch Einfluss auf die Niederschlagsmuster nehme und Frischwasserökosysteme nicht bewahre, sei bis 2030 mit einem Rückgang von 40 Prozent in der Frischwasserversorgung zu rechnen, so der Bericht.
Jeder Beschäftigung mit dem Klimawandel, die das Thema Wasser auslasse, sei unvollständig, so Professor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Co-Vorstand der Kommission. Konkret habe jedes Grad der globalen Erwärmung zur Folge, dass sieben Prozent mehr Feuchtigkeit dem Wasserkreislauf zugefügt würden. Dies verstärke den Wasserkreislauf, was zu mehr Extremwetterereignissen führe. Laut Rockström ist Wasser sowohl einer der Treiber als auch ein Opfer des Klimawandels.
UN-Wasserkonferenz folgt Ende März
Hinter der "Global Commission on the Economics of Water" stehen zahlreiche internationale Expertinnen und Experten. Den Vorsitz der Kommission und die Autorschaft des Berichts teilen sich mit Rockström Professorin Mariana Mazzucato vom University College London, Ngozi Okonjo-Iewala, Generaldirektorin der Welthandelsorganisation und Tharman Shanmugarathnam, Minister und Ökonom aus Singapur.
Vom 22. März an findet die Wasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) in New York statt. Anlässlich dieser wird auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedete Wasserstrategie der Bundesregierung vorstellen. Mit dieser will die Regierung die natürlichen Wasserreserven Deutschlands sichern, Vorsorge gegen Wasserknappheit leisten, Nutzungskonflikten vorbeugen, Wasserinfrastruktur sanieren und den Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessern, wie das Ministerium am Mittwoch mitteilte. Bis 2050 wolle die Regierung für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser sorgen. Am 22. März, dem Weltwassertag der UN, veröffentlichen diese jährlich einen Weltwasserbericht. Der UN World Water Development Report wird 2023 unter dem Thema "Partnerschaften und Kooperation für Wasser" stehen und sich vor allem mit dem nachhaltigen Entwicklungsziel "Sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle" beschäftigen.
cpy