Eine Anzeigetafel im Deutschen Museum anlässlich der Ausstellung "100 Jahre Planetarium"
picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Weltraum
Seit 100 Jahren gibt es das Planetarium

In Planetarien und Sternwarten wird die Erforschung des Weltalls für jeden und jede erfahrbar. Nun feiern sie ein ganz besonderes Jubiläum.

18.10.2023

Seit nunmehr 100 Jahren gibt es die Technik, die den Sternenhimmel auf die Erde holt: Das Planetarium projiziert Himmelskörper an eine Kuppel, sodass jede und jeder sich an den Konstellationen im Nachthimmel erfreuen kann, auch am hellichten Tage.

Laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) geht die Idee auf Oskar von Miller zurück, den Gründer des Deutschen Museums. 1914 gewann er die Firma Carl Zeiss Jena für die Umsetzung der neuen Technologie. Am 21. Oktober 1923 wurde in München der erste Sternenprojektor vorgestellt.  "Es ist Schule, Theater, Film auf einmal, ein Schulsaal unter dem Gewölbe des Himmels und ein Schauspiel, wo die Himmelskörper Akteure sind", jubelte 1925 der Direktor der Sternwarte Kopenhagen, Elis Strömgren. Entwickelt habe das Planetarium bei Zeiss der Ingenieur Walter Bauersfeld. Inzwischen gebe es weltweit mehr als 4000 Planetarien.

Planetarien in Halle, Schardscha und Seoul

Inzwischen habe sich die Technik weiterentwickelt – auch ins Digitale. So könne der Anblick der Sterne ausgehend von einem beliebigen Standpunkt im Kosmos simuliert werden, erklärt Christian Sicka, Physiker und Kurator der Sonderausstellung "100 Jahre Planetarium" im Deutschen Museum gegenüber der dpa. Die Bilder dazu lieferten etwa die US-Raumfahrtbehörde Nasa oder die europäische ESA. Unter anderem seien spektakuläre Aufnahmen des Weltraumteleskops "Hubble" in Planetarien zu sehen.

Ziel sei es lat Martin Kraus, Leiter des Bereichs Planetarien bei Zeiss, die Besucher auf eine Mission ins Weltall schicken, sie in der virtuellen, dreidimensionalen Welt unter der Kuppel zu Raumfahrerinnen und Raumfahrern zu machen. In Kraus' Abteilung arbeiten laut dpa rund 30 Fachleute entwickeln, fertigen und installieren dort Technik und Software.

Weltweit rund 320 Planetarien mit Zeiss-Technik sind derzeit in Betrieb, wie das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Oberkochen berichtet. Neu hinzugekommen seien Sternentheater in Halle, im Emirat Schardscha (Sharjah) und in Südkoreas Hauptstadt Seoul. 

Die Zukunft des Planetariums

Das Planetarium der Zukunft funktioniere aber womöglich noch mal ganz anders, berichtet die dpa. Dort, wo heute eine Kuppel als Projektionsfläche dient, könnte ein gigantischer, gekrümmter Bildschirm sein, wie der Ingenieur Max Rößner vom Deutschen Museum erklärt. Das bringe große Vorteile hinsichtlich Helligkeit und Kontrast. Erste Prototypen existierten bereits und auch kommerzielle Installationen seien schon angekündigt, schreibt Rößner im Museumsmagazin "Kultur & Technik".

Aber sind Planetarien noch zeitgemäß, wenn sich in Zeiten Virtueller Realität jeder mit Hilfe einer VR-Brille die Sterne nach Hause holen kann? Shannon Schmoll von der International Planetarium Society glaubt an die Zukunft: "Das Einzigartige an Planetarien ist, dass die Leute die Wunder und Erfahrungen gemeinsam erleben", erklärt sie gegenüber der dpa. Smartphones und Virtuelle Realität könnten die Leute in wunderbare Welten eintauchen lassen - aber allein. Im Planetarium könnten sie ihre Begeisterung teilen. Sie hörten das Lachen der Anderen, ihr "OOOOh" und "Ahhhh". "Und sie wissen: Sie sind nicht allein in diesem Universum."

Der Gang ins Freie sei meist kein Ersatz. In der Großstadt leide der Sternenhimmel unter Lichtverschmutzung, erklärt Sicka. Der Schein von Laternen, Scheinwerfern und Lampen lasse das Sternenlicht verblassen. Sternenbeobachter liebten deshalb einsame Berge oder Wüsten. Wenn dort abertausende Lichtpunkte am dunklen Nachthimmel prangen, stelle sich ein Gefühl von unendlicher Weite und Ewigkeit ein. "Da ist etwas, was sich nicht verändert. Das strahlt jede Nacht, wie auch die Nächte zuvor. Und es wird auch noch in Milliarden Jahren strahlen", so Sicka. 

dpa