Blick auf eine Innenstadtstraße in Deutschland 2021 mit Passanten, manche tragen Masken.
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Wissenschaftsbarometer 2021
Wunsch nach wissenschaftlich fundierten Entscheidungen

Die Deutschen haben weiterhin hohes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung. Die Mehrheit wünscht sich wissenschaftliche Politikberatung.

11.11.2021

Das Vertrauen der Deutschen in Wissenschaft und Forschung ist weiterhin hoch: 61 Prozent der Deutschen gaben in einer Umfrage an, dass sie "eher" oder "voll und ganz" in Wissenschaft und Forschung vertrauen. Dies sind ähnlich viele wie bei der vorherigen Erhebung vom November 2020 (60 Prozent) und deutlich mehr als vor Beginn der Corona-Pandemie 2019 (46 Prozent). Alle Angaben gehen aus den bevölkerungsrepräsentativen Daten des Wissenschaftsbarometers hervor, mit dem die gemeinnützige Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) die öffentliche Meinung zu Wissenschaft und Forschung in Deutschland erhebt.

Auch der Wunsch nach wissenschaftlicher Politikberatung, den 69 Prozent der Befragten äußerten, sei 2021 weiterhin hoch. Allerdings ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahr gesunken, als noch 77 Prozent der befragten Deutschen der Ansicht waren, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten. 75 Prozent der Befragten finden, laut Wissenschaftsbarometer 2021, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich öffentlich äußern sollten, wenn politische Entscheidungen wissenschaftliche Erkenntnisse nicht berücksichtigen. Eine aktive Einmischung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in die Politik wünschten sich allerdings nur 32 Prozent der Befragten. 23 Prozent seien unentschieden und 44 Prozent meinten, dass dies nicht Aufgabe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sei.

Wie genau in Deutschland Politikberatung durch die Wissenschaft funktioniert, sei nicht allen Befragten klar. Laut Wissenschaftsbarometer 2021 gaben 17 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer an, "eher nicht" oder "nicht", zu wissen, welchen Einfluss die Beratung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf politische Entscheidungen hat. Dies deutete WiD-Geschäftsführer Markus Weißkopf: "Die Menschen wünschen sich noch mehr Informationen darüber, wann und wie wissenschaftliche Erkenntnisse die Politik beeinflussen."
 
Besonders hoch sei das Vertrauen der Menschen in die Aussagen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Kontext der Corona-Pandemie (73 Prozent), einzig das Vertrauen in Aussagen von Ärztinnen und Ärzten und medizinischem Personal zu Corona sei mit 79 Prozent noch höher. Im Vergleich dazu werde Vertreterinnen und Vertretern von Behörden und Ämtern sowie Journalistinnen und Journalisten und Politikerinnen und Politikern mit 34 Prozent weniger Vertrauen entgegengebracht. Trotz des hohen Vertrauens in Medizin und Wissenschaft fänden allerdings auch skeptische Positionen zur Corona-Pandemie Zustimmung. 39 Prozent der Befragten waren "eher" oder "voll und ganz" der Meinung, dass "Wissenschaftler uns nicht alles sagen, was sie über das Coronavirus wissen" (19 Prozent unentschieden, 40 Prozent stimmten "eher nicht" oder "nicht" zu).

Als Informationsquelle für Forschungswissen nutzen die Deutschen, dem Wissenschaftsbarometer 2021 zufolge, das Internet: Nachdem 2018 noch das Fernsehen die Liste mit 37 Prozent anführte (Internet: 35 Prozent), liegt heute das Internet vorn. 40 Prozent der Befragten gaben an, es "häufig" oder "sehr häufig" zu nutzen, um sich über Wissenschaft und Forschung zu informieren. Für das Fernsehen machten weiterhin 37 Prozent entsprechende Angaben.

Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2021 basieren auf 1.002 Telefoninterviews, die vom 7. bis zum 8. September 2021 im Rahmen einer Mehrthemenumfrage im Auftrag von Wissenschaft im Dialog geführt wurden.

cpy