Tote Fische schwimmen im August 2022 in der Oder.
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Expertenberichte
Algen als Ursache für Fischsterben in der Oder bestätigt

Nach dem Fischsterben in der Oder haben deutsche und polnische Forschende zwei Abschlussanalysen der Ursachen vorgelegt. Einige Fragen bleiben offen.

30.09.2022

Deutsche Expertinnen und Experten halten die massive Ausbreitung einer giftigen Alge für die wahrscheinlichste Ursache des im Sommer festgestellten massiven Fischsterbens in der Oder. Das geht aus einem Bericht einer Nationalen Expertengruppe unter Leitung des Umweltbundesamtes hervor, den das Bundesumweltministerium an diesem Freitag veröffentlicht hat. Damit bestätigen die Forschenden die bislang vermuteten Annahmen zu den Ursachen der Umweltkatastrophe.

Das Umweltministerium betonte am Freitag, dass eingeleitetes Salz zur Massenvermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt habe. Diese habe wiederum eine giftige Substanz erzeugt, die zum massiven Tod der Fische sowie anderer Organismen wie Schnecken und Muscheln geführt habe. Dem Bericht zufolge konnten die Forschenden den Verursacher der Salzeinleitung nicht ausmachen. Die genaue Quelle der Salze, anderer Elemente und Chemikalien sei unklar, heißt es dort. Unklar sei auch, wie die Brackwasseralge, die normalerweise in Küstengewässern vorkommt, ins Binnenland geraten sei.

Insgesamt deuteten die Analysen auf "multikausale Wirkmechanismen" hin, die zum massiven Verenden der Tiere geführt hätten. Hohe Temperaturen und eine geringe Niederschlagsmenge hätten die Lage verschärft, weil die Konzentration der schädlichen Stoffe dadurch gestiegen sei. Die Expertinnen und Experten stellten auch Herbizide fest, bei denen es sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit um industrielle Einleitungen" handele. Die akuten Vergiftungen seien aber daraus nicht ableitbar, hieß es.

Quelle der Schadstoffe bleibt unbekannt

Die Analyse von mehr als 1.200 bekannten Stoffen und Elementen habe ergeben, dass die nachgewiesenen Stoffe "typischerweise aus Einleitungen von industriellen oder kommunalen Kläranlagen" stammten. Nähere Details dazu nennt der Bericht nicht.

Um künftigen Katastrophen dieser Art vorzubeugen, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem, weitere Forschung zur Ausbreitung der Brackwasseralge zu betreiben und das grenzüberschreitende Warn-und Meldesystem zu verbessern. Auch vorhandene Genehmigungen für Einleitungen von Stoffen in Gewässer sollten überprüft werden.

Das massive Fischsterben war am 9. August auf der deutschen Seite des Grenzflusses entdeckt worden. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben schon Ende Juli erste Hinweise darauf. Deutschland warf Polen vor, die Ereignisse nicht frühzeitig gemeldet zu haben.

Eine Mitte August ins Leben gerufene deutsch-polnische Expertengruppe legte keinen gemeinsamen Bericht vor. Stattdessen gibt es nun zwei separate Analysen der jeweiligen Seiten. Polnische Expertinnen und Experten hatten am Vortag ihre Erkenntnisse vorgestellt und darin ebenfalls die Ausbreitung der Alge als wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben ausgemacht.

aktualisiert am 30.09.2022 um 13.07 Uhr, zuerst veröffentlicht um 9.41 Uhr

dpa/ckr