Forschende in der Kontrollstation des Teilchenbeschleunigers LHC am Cern
mauritius images / Keystone / Christian Beutler

Forschungskooperationen mit Russland
Cern-Physiker einigen sich auf Nennung russischer Autoren

Seit Kriegsbeginn haben Forschende am Cern gestritten, ob und wie Partner aus Russland in Publikationen genannt werden sollen. Nun steht die Einigung.

21.02.2023

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf haben einen monatelangen Streit darüber beigelegt, wie die Beteiligung von Forschenden aus Russland und Belarus in Publikationen kenntlich gemacht werden soll. Die Physikerinnen und Physiker, die Experimente am Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) durchführen, haben mehrheitlich dafür gestimmt, künftig alle Autorinnen und Autoren namentlich und mit ihrer ORCID-Identifikationsnummer (Open Researcher and Contributor ID) zu listen, berichtete die Fachzeitschrift "Nature". Bei Forschenden aus Russland und Belarus soll jedoch auf die Nennung der Forschungseinrichtungen, denen sie angehören, verzichtet werden. Stattdessen soll nur vermerkt werden, dass sie Laboren oder Instituten angehören, die mit dem Cern kooperieren.

Fachzeitschriften dürften die vollständige Institutszugehörigkeit der russischen und belarussischen Forschenden allerdings in den für Leserinnen und Leser nicht sichtbaren Metadaten angeben. Noch keine Einigung gibt es laut Bericht darüber, wie die Metadaten genutzt werden dürfen und in welcher Form russische Forschungsförderer von Cern-Projekten genannt werden sollen.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 ist die globale Zusammenarbeit mit Forschenden aus Russland eingeschränkt. Das Cern hatte sich kurz nach Kriegsbeginn gegen neue Kooperationen mit Russland und Belarus ausgesprochen. Spannungen gibt es seither aber insbesondere bei Forschungskooperationen mit russischen Partnern, die bereits vor Kriegsbeginn bestanden und deren Ergebnisse nun publiziert werden sollen. Am Cern beziehungsweise dem LHC, wo über 1.000 Forschende aus Russland arbeiten, betrifft dies laut Bericht über 250 Preprint-Artikel, die vorläufig ohne jegliche Nennung der Autorinnen und Autoren veröffentlicht wurden. Mit der Einigung können nun formelle Publikationen folgen.

ckr