Illustration: Mehrere Wissenschaftler diskutieren über Forschung
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Forschungsförderung
DFG zieht Jahresbilanz

Die weltpolitische Lage hat das Jahrestreffen der Deutschen Forschungsgemeinschaft bestimmt. Sie will ihre Förderaktivitäten weiter ausbauen.

29.06.2022

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im vergangenen Jahr 31.625 Forschungsprojekte mit insgesamt rund 3,65 Milliarden Euro gefördert. Das entspricht einer leichten Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (31.148 Projekte und 3,31 Milliarden Euro). Dies geht aus dem Jahresbericht 2021 hervor, den die DFG am Mittwoch in Freiburg zum Abschluss ihrer Jahrestagung vorgestellt hat.

Mehr als die Hälfte aller Projekte (56 Prozent) sind demnach Einzelförderungen gewesen; für sie wurden rund 1,3 Milliarden Euro Fördermittel bewilligt. Graduiertenkollegs, Sonderforschungsbereiche und andere Koordinierte Programme seien mit rund 1,56 Milliarden Euro gefördert worden. Die Lebenswissenschaften erhielten laut Bericht mit 36 Prozent der Gesamtbewilligungssumme die meisten Fördermittel, gefolgt von den Naturwissenschaften (23 Prozent), den Ingenieurwissenschaften (20 Prozent) und den Geistes- und Sozialwissenschaften (16 Prozent) sowie Projekten ohne fachliche Zuordnung (4 Prozent).

Dominiert wurde das Jahrestreffen der DFG laut Mitteilungen von den aktuellen außen- und wissenschaftspolitischen Krisensituationen. DFG-Präsidentin Professorin Katja Becker unterstrich demnach erneut die Notwendigkeit einer entschlossenen Reaktion der gesamten Wissenschaft und Gesellschaft in Deutschland auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bereits Anfang März hatte die DFG ihre Kooperationen mit russischen Partnern eingefroren. Hilfen für ukrainische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler will die Organisation ausweiten, sowohl für Geflüchtete als auch im Land gebliebene.

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit China will die DFG derzeit nicht einschränken, gelobte aber eine bessere Interessenabwägung. China sei für die Bewältigung globaler Klima- und Gesundheitsfragen ein zentraler Partner. "Gleichzeitig muss in der deutschen Wissenschaft das Bewusstsein verstärkt verankert werden, dass China auch als Wettbewerber und strategischer Rivale zu sehen ist", sagte Becker. Die DFG wolle daher Kooperationen mit anderen asiatischen Partnern ausbauen.

Positionspapier beschreibt Selbstbild der DFG

Auf der Jahresversammlung hat das DFG-Präsidium zudem ein Positionspapier zur Rolle der DFG im deutschen Wissenschaftssystem vorgestellt. In diesem Selbstbild betont die DFG, besonders für die erkenntnisgeleitete Forschung zuständig zu sein und dadurch Verantwortung für die Gestaltung des Wissenschaftssystems zu übernehmen. Als ihre zentralen Aufgaben erachtet die DFG demnach die kontinuierliche Anpassung des Förderportfolios an einen wandelnden Bedarf, die Optimierung der Begutachtungsverfahren, die wissenschaftliche Karriereförderung, die Reform des Publikationswesens und die Umsetzung der zweiten Phase der Exzellenzstrategie.

Zudem wolle die DFG bestimmte Forschungsfelder ausbauen, zum Beispiel zu Künstlicher Intelligenz, an Hochschulen für angewandte Wissenschaften oder zusammen mit internationalen Partnern. Auch in der Wissenschaftskommunikation und -diplomatie wolle sie sich stärker engagieren. Schließlich will die DFG laut Papier wissenschafliche Standards setzen, etwa in der Wissenschaftsfreiheit, der guten wissenschaftlichen Praxis, zu Gleichstellung und Diversität, Nachhaltigkeit, im digitalen Wandel und der Forschungsinfrastruktur.

Nachdem die DFG-Jahresversammlungen wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren virtuell durchgeführt worden waren, fand die Versammlung in diesem Jahr erstmals wieder in Präsenz statt. Dort hat die DFG auch die Rechtswissenschaftlerin Professorin Marietta Auer zur neuen Vizepräsidentin sowie fünf neue Mitglieder in den Senat gewählt: Professor Georg Guggenberger, Professorin Mira Mezini, Professorin Martina Zimmermann, Professorin Heike Krieger und Professorin Ursula Mense-Petermann. Im Senat, dem insgesamt 39 Personen angehören, wiedergewählt wurde außerdem Professorin Petra Dersch.

ckr