Fotografie des nördlichen Sternenhimmels
mauritius images / Bruno Kickner

Astronomie
Digitalisierung des Himmels abgeschlossen

Wie hat sich der Sternenhimmel in den vergangenen 100 Jahren verändert? Dies zeigt ein Projekt, das historische Himmelsaufnahmen digitalisiert.

05.07.2022

Über 94.000 historische Fotoplatten, die den Sternenhimmel als Negativ zeigen, sind in den letzten zehn Jahren digitalisiert worden. Nun stehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit 4,5 Milliarden Messungen von Himmels-Lichtquellen in der Datenbank APPLAUSE (Archives of Photographic Plates for Astronomical USE) zur Verfügung, wie die Projektgruppe aus Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam und der Universitäten Hamburg und Tartu (Estland) mitteilte. Die ältesten Aufnahmen sind demnach 129 Jahre alt. Dies entspreche zwar nur einem kurzen Moment in der Geschichte des Weltraums, aber Astronomen könnten damit Sternbewegungen und Veränderungen in der Helligkeit über Jahrzehnte beobachten.

Seit 2012 haben die Forschenden die astronomischen Aufnahmen aus den Jahren 1893 bis 1998 digitalisiert und online veröffentlicht. Der entstandene Katalog enthalte Details zu den Aufnahmen wie Datum, Himmelsabschnitt und Aufnahmeort. Eine eigens entwickelte Software habe Fehler auf den Fotoplatten, die durch Kratzer oder Staub entstanden seien, beseitigt.

Zur Sammlung gehören rund 40.000 Aufnahmen der Dr. Karl-Remeis-Sternwarte Bamberg, dem Astronomischen Institut der FAU, darunter Fotografien, die Forscherinnen und Forscher zwischen 1963 und 1976 an Observatorien auf der Südhalbkugel aufgenommen haben. Diese zeigen laut Mitteilung den Südhimmel – weltweit eine Besonderheit, da in dieser Zeit kein einziges weiteres astronomisches Projekt diesen Teil des Firmaments dokumentiert habe. Seit der letzten Veröffentlichung vor vier Jahren hinzugekommen seien etwa Fotoplatten, die zwischen 1912 und 1968 in Bamberg entstanden sind und den Nordhimmel zeigen. Diese 17.600 Aufnahmen stellen demnach die wichtigste Ergänzung im jetzt finalen Daten-Update dar. Neben den Projektpartnern haben laut Angaben der FAU weitere Sternwarten ihre Archive geöffnet und historische Aufnahmen für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt, etwa das astronomische Observatorium des Vatikanstaats in Castel Gandolfo.

cpy