Menschen bei einer Wohnungsbesichtigung
dpa

Mietmarkt
Diskriminierung nimmt ab

Ethnische Minderheiten haben bei der Wohnungssuche oft schlechte Chancen. Doch die Benachteiligung nimmt ab – vor allem, wenn das Gehalt stimmt.

21.07.2018

Der Nachname spielt bei der Wohnungssuche noch immer eine Rolle. Allerdings hat die Diskriminierung ethnischer Minderheiten auf dem Wohnungsmarkt einer Meta-Studie zufolge abgenommen. Das gelte für Deutschland und andere Länder Westeuropas sowie den USA. Zu diesem Ergebnis kommen Soziologen der Universitäten München und Konstanz, die Ergebnisse von 71 Feldexperimenten zwischen den Jahren 1973 und 2015 ausgewertet haben.

Insgesamt werde das Ausmaß der Diskriminierung überschätzt, so die Erstautorin Katrin Auspurg. "Das liegt auch daran, dass Studien, die eine starke Diskriminierung belegen, eher publiziert werden." Dabei habe die Diskriminierung von den 1970er Jahren bis heute deutlich abgenommen:

Die Forscher nahmen in ihrer Studie an, dass sich im Schnitt rund 40,1 Prozent der Vermieter auf Anfragen von ethnischen Mehrheitsgruppen zurückmeldeten. Hätte die Wahrscheinlichkeit für Menschen ethnischer Minderheiten zwischen 1970 und 1990 im Schnitt um 18,9 Prozentpunkte niedriger gelegen, eine Antwort zu bekommen, seien es im Zeitraum 2008 und 2014 nur noch 6,6 Prozentpunkte gewesen.

Vermieter schließen von fremdklingenden Namen auf niedriges Gehalt

Dennoch zeige auch die Gesamtschau der Studien aus der jüngeren Zeit, dass es Diskriminierung von Wohnungsbewerben gebe, deren Nachname darauf schließen ließe, dass sie einer ethnischen Minderheit angehörten. Demnach müssten Angehörige einer ethnischen Minderheit sechs Bewerbungen schreiben, um zu zwei Besichtigungen eingeladen zu werden. Bei Wohnungssuchenden mit einem Nachnamen, der für die Mehrheit der Bevölkerung typisch sei, würden fünf reichen.

In ihrer Meta-Studie hätten die Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass es sich dabei häufig um eine sogenannte statistische Diskriminierung handele: Der Vermieter schließe aufgrund eines fremdklingenden Namens offenbar darauf, dass ein Bewerber oder eine Bewerberin weniger finanzstark ist. "Sobald in den Feldexperimenten zusätzliche Angaben zum sozialen Status und dem Einkommen gemacht wurden, nahm die Diskriminierung ab.", so Auspurg. Hochburgen der Diskriminierung gebe es nicht, vielmehr sei sie bundesweit relativ homogen verteilt. Das hätten eigene Feldexperimente in München und anderen deutschen Städten ergeben.

mue/kas