Foto von zwei Weißstirn-Kapuzineraffen (Cebus unicolor) in der Nähe von Manaus, Brasilien.
Rebecca Still

Genom-Analysen
Erbgut verschiedener Primaten untersucht

Eine Serie neuer Studien beleuchtet die genetische Vielfalt und Evolution von Primaten – und die Ursachen menschlicher Krankheiten.

03.06.2023

Ein internationales Forschungsteam hat die Genome von einer großen Zahl verschiedener Affenarten analysiert. Daraus konnte es unter anderem neue Erkenntnisse über die genetischen Ursachen menschlicher Krankheiten gewinnen. An dem Projekt waren Forschende aus 24 Ländern beteiligt, darunter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) in Göttingen, des Friedrich-Loeffler-Instituts in Greifswald, dem Naturkundemuseum Stuttgart und der Universität Wien.

Die Forschenden untersuchten die Genome von 809 Individuen aus 233 nonhumanen Primatenarten und erstellten daraus nach eigenen Angaben den bisher umfangreichsten Katalog genomischer Informationen über unsere nächsten Verwandten. Der Datensatz umfasse knapp die Hälfte aller Primatenarten. Die Ergebnisse sind in einer Serie von Studien in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science" erschienen.

Die Genomdaten könnten demnach in Zukunft als eine Grundlage für personalisierte medizinische Behandlungen beim Menschen dienen. Dabei käme dann ein auf Deep-Learning basierender Algorithmus namens "PrimateAI-3D" zum Einsatz, der in den Studien bereits geholfen habe, Genveränderungen zu identifieren, die sowohl beim Menschen als auch bei Primaten vorkommen. Diese lösten vermutlich keine Erkrankungen aus, die Forschung könne sich daher nun auf die verbliebenen Genmutationen konzentrieren.

Neben neuen Einblicken in genetische Ursachen menschlicher Erkrankungen lieferten die Daten aber auch grundlegende Informationen zur Evolution und Artenvielfalt der Primaten sowie neue Hinweise auf Alleinstellungsmerkmale des Menschen. Letztere seien seltener als erwartet. "Dies zeigt, dass das Studium unserer lebenden Verwandten uns hilft, unsere eigene Spezies besser zu verstehen", sagte Dr. Martin Kuhlwilm von der Uni Wien.

ckr