Ein großes blaumetallisches MRT-Gerät ist zu sehen
Universität Dresden

Krebsforschung
Forschende testen weltweit neue Strahlentherapie gegen Krebs

Ein neues Gerät in Dresden verbindet Ganzkörper-MRT und Protonentherapie. Es soll die Genauigkeit der Behandlung von Krebserkrankten verbessern.

11.01.2024

In Dresden erproben Forschende ein neues Verfahren der Strahlentherapie für Krebspatientinnen und Krebspatienten. Dabei wird ein Ganzkörper-MRT zur Echtzeit-Bildgebung mit einer Anlage zur Protonentherapie verbunden. Am Dienstag wurde der wissenschaftliche Prototyp im Nationalen Zentrums für Strahlenforschung in der Onkologie (OncoRay) eingeweiht. Laut OncoRay ist es das weltweit erste Gerät dieser Art. 

Die Expertinnen und Experten aus Medizin, Biologie und Ingenieurwissenschaft des Helmholz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), welches die Entwicklung des Prototyps finanziert hat, und der Universität Dresden, wo das Gerät nun steht, erhoffen sich die Zielgenauigkeit der Protonentherapie durch ihre Innovation zu verbessern. 

Gezielte Überwachung des Bestrahlungsprozesses für schonendere Behandlung 

Während der Bestrahlung werden Menschen, die an Krebs erkrankt sind, per MRT mit Hochkontrast-Echtzeit-Bildgebung überwacht. Der Vorteil: die Bilder, die dabei entstehen, können einen Tumor besser vom gesunden Gewebe abgrenzen als andere Methoden. Dadurch sei es möglich, die Veränderungen des Tumors, hinsichtlich Größe und Form zwischen zwei Bestrahlungsterminen, besser zu identifizieren und somit das Volumen für die Bestrahlung genauer festzulegen. Das wiederum führt zu schonenderer Behandlung. 

"Wir forschen, um zu heilen"
Professor Sebastian M. Schmidt

"Wir forschen, um zu heilen", sagt Professor Sebastian M. Schmidt, wissenschaftlicher Direktor des HZDR, "Unser Anliegen ist es, Forschungsergebnisse schnell zum Wohle der Patientinnen und Patienten in die Praxis umzusetzen, dem werden wir mit dem neuen Prototyp gerecht." 

Innovative Patientenpositionierung durch MRT-Einsatz 

Entwickelt wurde das innovative Großgerät von der Forschungsgruppe "Experimentelle MR-integrierte Protonentherapie", geleitet von Professor Aswin Hoffmann vom HDZR. "Der Einsatz der Magnetresonanztomographie (MRT) bei der Strahlentherapie wurde schon lange erträumt", sagt er gegenüber Forschung & Lehre, "weil nur sie die geometrisch korrekte Hochkontrast-Echtzeit-Bildgebung ermöglicht." Die größte Herausforderung dabei war, dass sowohl das Protonen-Bestrahlungssystem, als auch das MRT-Gerät mit Magnetfeldern arbeiten, die sich und damit die Bildqualität beeinflussen könnten. 

Doch der Forschungsgruppe ist es gelungen, das umzusetzen. “Die Entwicklung einer Technik, Tumore nur dann zu bestrahlen, wenn sie zuverlässig mit dem Protonenstrahl getroffen werden, ist Ziel unserer Arbeit”, sagt Hoffmann. Das MRT-Gerät dreht sich um die Patientinnen und Patienten und bietet laut Hoffmann daher "die Möglichkeit, innovative Arten der Patientenpositionierung für die Protonentherapie in sowohl liegender als auch aufrechter Position anzuwenden." Doch bevor das passiert muss der Prototyp, so erklärt Professor Hoffmann zunächst erst einige Jahre wissenschaftlich erprobt werden. Sollte das aber gut laufen, "wird der Komfort der Patientinnen und Patienten zunehmen."

Erforschung neuer Möglichkeiten der Krebstherapie 

Aber der Prototyp dient nicht nur Krebsbehandlungen, sondern auch Studien, um den Mehrwert dieses neuen Prototyps für bewegliche Tumore im Brustkorb, Bauchraum und Becken aufzuzeigen. Das geschieht bei der Dresdner Hochschulmedizin, wo das neue Gerät aufgebaut wurde. "Das Besondere an der Hochschulmedizin Dresden ist die enge Verbindung zwischen Patientenversorgung und Wissenschaft", sagt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikum Dresden. Dort bietet die Protonentherapieanlage neben dem Behandlungsraum auch die Möglichkeit, die Forschungsarbeit im interdisziplinären Team voranzutreiben. 


"Das Besondere an der Hochschulmedizin Dresden ist die enge Verbindung zwischen Patientenversorgung und Wissenschaft"
 Professor Michael Albrecht

Internationale Forschende arbeiten dort an neuen Möglichkeiten der Krebstherapie. "Wir haben schon immer einen Fokus auf innovative, moderne Therapieansätze gelegt. Der innovative Sprung, den wir jetzt mit dem neuen Prototyp machen, zeigt, dass wir dabei stets Vorreiter sind", sagt Professor Albrecht von der Uni Dresden. 

"Um Therapien langfristig zu verbessern und das Potenzial der modernen Technik auszureizen, braucht es die innovative Wissenschaft und die Forschung", sagt der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Laut ihm können alle stolz auf den neuen Prototyp sein, denn er "beweist, dass auch Unmögliches möglich ist."

Das Ziel von OncoRay, das von der Hochschulmedizin Dresden und dem HZDR getragen wird, ist es laut Professor Hoffmann vom Helmholz-Zentrum, "die Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten biologisch zu individualisieren und technologisch zu optimieren." Deswegen erhofften sie sich, so Hoffmann gegenüber Forschung & Lehre, "in beiden Bereichen auch in Zukunft Innovationen der Radioonkologie in die klinische Anwendung überführen zu können."


Aktualisiert am 15.01. um 12:20 Uhr, erstmals veröffentlicht  am 5.1. 2024

 

kfi