Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL
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Energiewende
Forscher warnen vor Erdgas-Ausbau

Der derzeitige Ausbau der Erdgas-Infrastruktur gefährdet die Energiewende. So schreiben es Forschende in einer neuen Studie.

13.07.2022

Erdgas ist keine geeignete Brückentechnologie hin zu einem vollständig erneuerbaren Energiesystem im Sinne des Pariser Klimaabkommens. Der derzeit geplante Ausbau der Erdgas-Infrastruktur stellt daher ein Risiko für die Energiewende dar, warnt ein interdisziplinäres Forschungsteam in einer Studie in der Zeitschrift "Nature Energy". Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen darin dem Gas eine vergleichbar schlechte Klimabilanz aus wie Kohle oder Öl. Politik und Wissenschaft sollten die aktuellen Annahmen über Erdgas, dass es sauber und sicher sei, überarbeiten und in die Planung der Energieversorgung einbeziehen, empfehlen die Forschenden.

Die Forschungsergebnisse zeigten, dass die Folgen der Erdgasnutzung auf das Klima erheblich unterschätzt werden und Erdgas nicht per se die bessere Alternative zu Kohle und Öl darstellt. Insbesondere die bei der Wertschöpfung von Erdgas entstehenden Emissionen des stark wirksamen Treibhausgases Methan seien bislang unterschätzt und nicht ausreichend berücksichtigt worden. Zudem zementiere ein Ausbau der Erdgas-Infrastruktur die Abhängigkeit von fossilen Energien und berge ökonomische Risiken, wenn diese im Zuge der Energiewende einen vorzeitigen Wertverlust erfahren.

"Fossiles Erdgas ist weder sauber noch sicher", erklärte die Leiterin der Studie, Professorin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Mitteilung. Das Festhalten an fossilem Erdgas habe Deutschland in eine Energiekrise geführt. Nur eine konsequente Dekarbonisierung könne aus dieser Krise führen. Ziel müsse eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien sein.

Aktuell bemüht sich die Bundesregierung, russisches Erdgas, dessen Lieferung infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gedrosselt und unsicher ist, durch neue Gashandelsbeziehungen und neue Infrastruktur auszugleichen.

ckr