Zwei ICEs am Bahnsteig
mauritius images / Felix Strohbach

Konferenztourismus
Großteil der Emissionen bei Konferenzen vermeidbar

Eine Studie hat den ökologischen Fußabdruck von Konferenzen untersucht. Der Autor wirbt für einen klimabewussteren Umgang mit Forschungsreisen.

04.09.2019

Für Konferenzen legen Forschende aus aller Welt mehrmals im Jahr weite Distanzen zurück. Die CO2-Bilanz einer Konferenzbesucherin oder eines Konferenzbesuchers beträgt durchschnittlich 0,5 bis 1,5 Tonnen CO2-Äquivalenten für eine dreitägige Tagung. Das geht aus einer Studie hervor, über die die Universität Freiburg berichtete.

In seiner Studie hat der Freiburger Politologe Dr. Sebastian Jäckle die reisebedingten CO2-Emissionen der letzten sechs Konferenzen der Europäischen Vereinigung für Politikwissenschaft (ECPR) untersucht. Dafür hat er den CO2-Ausstoß für die Wegstrecken der Teilnehmenden per Flugzeug, Bus und Bahn berücksichtigt.

Einige wenige Konferenzteilnehmer mit weiten Anreisewegen verursachten laut seiner Studie einen erheblichen Teil der gesamten Reiseemissionen: Sieben Prozent der Teilnehmenden bei der Konferenz in Hamburg 2018 verursachten beispielsweise mehr als die Hälfte des gesamten CO2-Ausstoßes.

Tagungsorte strategisch auswählen

Der ökologische Fußabdruck von Konferenzen könnte Jäckles Studie zufolge deutlich reduziert werden: Durch die Wahl zentraler Konferenzorte, die gut an das Eisenbahnnetz angebunden seien, und durch Videozuschaltung von Teilnehmenden. "Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann noch etwas längere Anreisezeiten mit Bus oder Bahn im Vergleich zu Flugreisen in Kauf nehmen würden, könnten 75 bis 90 Prozent der Emissionen einer Konferenz eingespart werden", sagte Jäckle.

Möglich seien diese Einsparungen der Studie zufolge aber nur, wenn sowohl die Ausrichter der Konferenzen als auch einzelne Forschende sich der Problematik bewusst seien und sich aktiv um eine möglichst klimaneutrale Konferenz bemühten. Jäckle geht laut Mitteilung selbst mit gutem Beispiel voran: Im September 2019 reiste er demnach klimaneutral von Freiburg mit dem Fahrrad zur ECPR-Konferenz nach Wroclaw in Polen.

Derzeit stößt jeder Deutsche laut Mitteilung jährlich etwa 11 Tonnen CO2-Äquivalente aus. Damit das 1,5-Grad-Ziel des Klimaschutzes noch erreicht werden kann, dürfte laut Weltklimarat weltweit jeder Mensch im Jahr 2030 nur 2,5 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich ausstoßen.

ckr