Ein Techniker des Sonnenblick-Observatoriums in den Hohen Tauern steigt auf eine verschneite Plattform mit Messgeräten.
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Umweltverschmutzung
In den Alpen schneit es Plastik

Die Verbreitung von kleinsten Plastikpartikeln über die Luft ist weniger bekannt als über das Meer. Das Ausmaß wird unterschätzt, zeigt eine Studie.

26.01.2022

Die Verbreitung von Nanoplastik durch die Luft ist ein weitreichenderes Problem als bisher angenommen: Auf einem Gipfel in den österreichischen Alpen hat eine internationale Forschergruppe deutlich größere Mengen der kleinsten Plastikpartikel festgestellt als bisherige Studien erwarten ließen. Pro Quadratmeter fanden sie auf dem Schnee wöchentlich 200 Milliarden Partikel Nanoplastik, im Schnitt 46,5 Nanogramm Plastik pro Milliliter geschmolzenem Oberflächenschnee. Die Studie stellt den Forschenden zufolge die bislang genaueste Erfassung der Luftverschmutzung durch Nanoplastik dar.

Demnach kann sich Nanoplastik über die Luft bis zu 2.000 Kilometer weit verbreiten. Zehn Prozent der untersuchten Plastikpartikel stammten aus diesem Radius. Demgegenüber stammten 30 Prozent der Plastikteilchen aus Städten im Umkreis von 200 Kilometern um den Fundort. Das Plastik könne auch aus den Weltmeeren über die Gischt in die Luft gelangen und sei von Wind und Wetter zur Fundstelle geweht worden.

Die mittels Witterung und Abrieb aus Plastikmüll freigesetzten Nanoplastikpartikel seien so klein und leicht, dass sie sich wie Gas über die Luft bewegten und verteilten. Im Gegensatz zu den etwas größeren Mikroplastikpartikeln (maximal fünf Millimeter) lande Nanoplastik  (maximal ein Mikrometer) im menschlichen Körper nicht nur im Magen, sondern auch in der Lunge. Die gesundheitlichen Folgen sind laut Mitteilung bislang unbekannt.

Für die Studie haben die Forschenden der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), der Universität Utrecht sowie der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik eine Fläche neben einem Observatorium auf 3.106 Metern Höhe an der Spitze des Berges Hoher Sonnenblick im Nationalpark Hohe Tauern in Österreich untersucht. Für die Analyse trugen sie im Winter 2017/2018 sechs Wochen lang täglich um 8 Uhr früh rund um eine Markierung einen Teil der obersten Schneeschicht ab. Die Plastikteilchen in den Proben zählten sie laut Mitteilung mit einem Massenspektrometer. Den Ursprung der winzigen Teilchen verfolgten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Hilfe von Europäischen Wind- und Wetterdaten.

ckr, cpy