mehrere aufgeschlagene Magazine zu einem Stapel getürmt
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Wissenschaftliche Publikationen
Journals verhindern Kritik an Studien

Wissenschaftliche Zeitschriften scheinen Rückmeldungen zu den von ihnen veröffentlichten Artikeln zu reglementieren. Dies zeigt eine neue Studie.

26.08.2022

Mehr als ein Drittel der angesehensten wissenschaftlichen Journals veröffentlichen keine kritischen Rückmeldungen zu erschienenen Studien, weitere begrenzen die Antworten. Dies hat eine neue Studie herausgefunden, über die das Onlinemagazin "Times Higher Education" zunächst berichtet hat.

Qualitativ schlechte Forschung übersteht mitunter den Peer-Review-Prozess, so das internationale Forschungsteam. Demnach sei es besonders wichtig, dass veröffentlichte Studien auch nach der Publikation kritisch geprüft werden, um Fehler zu finden oder auf alternative Interpretationen hinzuweisen. Die Forschenden haben daher die fünfzehn laut dem Journal Impact Factor bestplatzierten Zeitschriften in 22 Disziplinen untersucht und geprüft, inwiefern sie die kritische Diskussion von Artikeln ermöglichen.

Grenzen und Fristen der Forschungskritik

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben festgestellt, dass nur 207 von den untersuchten 330 Journals Rückmeldungen zu veröffentlichten Studien zulassen. Von diesen begrenzten zwei Drittel die Länge der Kommentare und ein Drittel erlaubte kritisches Feedback nur innerhalb einer festgelegten Frist.

Diese Begrenzungen scheinen laut den Forschenden aus einer Zeit zu stammen, in der die Journals noch ausschließlich gedruckt erschienen. Mit der digitalen Veröffentlichung gebe es allerdings keinen Grund, die Länge oder den Zeitrahmen von eingereichter Kritik zu begrenzen.

Besonders verbreitet seien Reaktionen auf Artikel im Feld der klinischen Medizin. Entsprechend erlaubten auch alle in der Disziplin untersuchten Zeitschriften eine an die Veröffentlichung anschließende Kritik. Allerdings werde diese auch am stärksten reglementiert: Die durchschnittlich zugelassene Textlänge läge bei 400 Wörtern (gegenüber 400 bis 550 Wörtern in anderen Bereichen) und einer Rückmeldefrist von vier Wochen (im Vergleich zu vier bis sechs Wochen). Am seltensten seien kritische Rückmeldungen in der Mathematik erlaubt, nur zwei der fünfzehn analysierten Zeitschriften ermöglichten diese.

Autorenteam fordert mehr Kritikmöglichkeiten

Die Forschenden betonen allerdings, dass die Gültigkeit ihrer Erkenntnisse auf die untersuchten Journals beschränkt sei und räumten ein, dass weniger angesehene oder jüngere Journals offener mit Kritik an veröffentlichten Artikeln umgehen würden.

An der Studie arbeiteten Forschende aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Australien mit. Sie schlagen vor, dass eine offene Kritik im Anschluss an die Veröffentlichung den Peer-Review Prozess ergänzen sollte, damit sich Forschungsliteratur selbst korrigieren könne. Die Journals sollten zur Kritik ermutigen. Die eingegangenen Kommentare sollten eine separate Peer-Review durchlaufen und nicht ausschließlich vom ursprünglichen Autor oder der Autorin beantwortet werden, da diese gegenüber ihrer eigenen Forschung nicht neutral seien.

cpy