Frau und Mann boxen im Büro
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Konkurrenz
Männer sehen die Welt kompetitiver

Trotz gleicher Leistung gewinnen Männer öfter im Wettbewerb als Frauen. Eine Ursache: Sie überschätzen die Konkurrenz und sabotieren mehr.

07.10.2019

Im Wettbewerb investieren Männer mehr als Frauen, um den Erfolg von Konkurrenten zu senken. Männer schätzen die Konkurrenz feindseliger ein als sie ist und reagieren dementsprechend mit mehr Sabotage-Akten, während Frauen ihre Wettbewerber realistisch einschätzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, über die das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) berichtete. Demnach veranlasst ein transparentes Arbeitsumfeld Männer dazu, Kolleginnen und Kollegen weniger zu behindern.

"Alle Aktivitäten, die die Performance des Gegners senken, fallen unter den Begriff Sabotage", erläuterte Studienautorin Professorin Petra Nieken. In dem Experiment sollten die Teilnehmenden Wörter in eine Ziffernfolge übertragen. Für jede richtige Lösung bekamen sie Punkte. Der Sieger oder die Siegerin erhielt zusätzlich einen Bonus. Durch den Einsatz von Geld konnten die Teilnehmenden den Wettbewerbern zudem Punkte wegnehmen. Bei den Aufgaben zeigten Frauen und Männer im Durchschnitt vergleichbare Leistungen. Jedoch sabotierten Männer stärker als Frauen: Sie investierten mehr Geld, um das Abschneiden des Wettbewerbers zu senken. "Dadurch gewinnen sie häufiger", sagte Nieken.

Die Teilnehmenden wurden laut Mitteilung gezielt unterschiedlich über das Verhalten der Konkurrenz informiert. "Wir konnten zeigen, dass der relevante Faktor für das eigene Sabotage-Verhalten die Unsicherheit über das Stör-Verhalten der Wettbewerber ist", so Nieken. Männer überschätzten die gegen sie gerichtete Sabotage systematisch und behinderten infolge dessen ihre Konkurrenten auch stärker. "Frauen dagegen schätzen das Ausmaß der Sabotage realistisch ein", betont Nieken. Frauen und Männer hätten nicht unterschiedliche moralische Wertmaßstäbe, sondern Männer nehmen ihre Umwelt kompetitiver wahr.

Mit mehr Transparenz zur Bestenauslese

Gemeinsam mit Dr. Simon Dato hat Nieken die Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen im Wettbewerb untersucht. "Uns ging es darum, den Geschlechterunterschied in unethischem Verhalten, der Sabotage, klar aufzuzeigen und die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen, um langfristig Gegenmaßnahmen entwickeln zu können", so die Wirtschaftswissenschaftlerin.

Denn wenn Männer erfuhren, dass die Welt gar nicht so kompetitiv ist, wie sie annahmen, passten sie ihre Erwartung der Mitteilung zufolge an und reduzierten ihr Sabotage-Verhalten auf das Level von Frauen. Dadurch gewinne wieder die Person mit der besten Leistung und Frauen seien nicht systematisch benachteiligt.

Ein Unternehmen kann laut Nieken Sabotage-Verhalten schon dadurch entgegensteuern, dass es ein Bewusstsein für diesen Mechanismus schafft. "Ziel ist es, den Besten oder die Beste zu fördern. Wird systematisch die 'falsche' Person befördert, ist das sowohl für die Verlierer als auch für die Unternehmen nachteilig".

ckr