Eine Häuerfront samt Tür ist in den ukrainischen Nationalfarben bemalt. Eine Sonnenblume ziert zudem eine Tür.
Marjan Blan/unsplash

"Reclaiming Europe"
Manifest plädiert für europäischen Wissenschafts-Austausch

Wissenschaftsorganisationen haben ein Europa-Manifest veröffentlicht. Sie fordern verstärkte wissenschaftliche Osteuropa-Kooperationen.

06.02.2024

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und die Junge Akademie haben am Donnerstag gemeinsam mit anderen Partnerinstitutionen das Manifest "Reclaiming Europe" veröffentlicht. Mit dem Ziel "Europa von chauvinistischen, nationalistischen und illiberalen Agenden zurückzugewinnen", heißt es in der ersten von zehn Thesen des Manifests. 

Es gehe dabei darum, wieder die Initiative zu ergreifen, die europäische Einheit kreativ voranzutreiben, auch über eine politische Integrationsagenda hinaus. "Die Wissenschaft spielt eine grundlegende Rolle bei der Gestaltung einer solchen Agenda", heißt es in dem Manifest. Sie müsse sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Um sie wahrzunehmen, sollten viele Stimmen auf entsprechenden Plattformen Gehör finden. Vor allem von jüngeren Forschenden. 

Wissen über die östlichen Nachbarländer soll Verständnis fördern 

Die BBAW und die Junge Akademie haben damit nach Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine bereits mit dem Aufbau des "Jungen Netzwerk TransEuropa" begonnen. Motivation dabei war die Erkenntnis, dass das Wissen über die östlichen Nachbarländer Deutschlands lange Zeit vernachlässigt und marginalisiert wurde. 

"Das Netzwerk exzellenter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern und mit einem Fokus auf das östliche Europa soll dazu beitragen, dieses Defizit zu beheben und ein tieferes Verständnis dieser Region zu befördern", heißt es in der Pressemitteilung der BBAW. Es sei als Plattform gedacht, die es jungen Forschenden ermöglicht, sich in öffentliche Debatten einzubringen und ihre wissenschaftlichen Ergebnisse sichtbar zu machen. 

Osten Europas wurde zu lange vernachlässigt – das soll sich nun ändern 

Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin, war einer der Ersten, die das Manifest "Reclaiming Europe" unterzeichnet hat, "weil wir Europa neu und umfassender denken müssen", sagt sie gegenüber "Forschung & Lehre". Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe den Osten Europas in den Fokus gerückt. "Nicht nur in der Wissenschaft wurden diese Länder in der Vergangenheit oftmals vernachlässigt und es fehlte an Wissen und Verbindungen", so die Präsidentin der Humboldt-Universität in Berlin. Von Blumenthal ist der BBAW dankbar für ihren Anstoß und Appell an die Wissenschaft, sich ihrer eigenen Verantwortung bewusst zu sein und ihre Anstrengungen in der Forschung zu Mittel- und Osteuropa zu verstärken und sichtbar zu machen. "Dies kann nur in enger Zusammenarbeit mit unseren ukrainischen Partnern gelingen", so von Blumenthal. 

Inzwischen gibt es fast dreißig Unterstützende der Initiative. Zu ihnen gehören weitere Hochschulpräsidenten der Universität Potsdam und der Viadrina Frankfurt/Oder sowie Leitungspersonen verschiedener wissenschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen aus unterschiedlichen europäischen Ländern. Unter anderem der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, die Ministerinnen für Wissenschaft der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Manja Schüle und Bettina Martin, und Hochschulleitungen aus Dänemark, Estland, Litauen, Polen und der Ukraine.

kfi